Jona Oberski: Kinderjahre (Diogenes)

Flandern und die Niederlande – Ehrengast 2016 der Frankfurter Buchmesse

„Ich guckte und sah einen Soldaten in grünen Kleidern mit einem großen braunen Hund. Der Hund sah aus wie der Wolf vom Rotkäppchen.“ Eben spielte er noch zu Hause in Amsterdam mit Sandförmchen, bekam Geburtstagsgeschenke und durfte bei seinem Vater auf den Schultern reiten. Da kommen eines Nachts Männer mit Gewehren, und die vertraute kindliche Welt ist für immer zerstört. In seinem kargen, ergreifenden Buch versetzt sich Jona Oberski, der als Vierjähriger nach Bergen-Belsen verschleppt wurde, noch einmal in sein damaliges Ich. Das Glück des familiären Beisammenseins und der Schrecken des Voneinander-Getrenntseins verfließen in diesen Momentaufnahmen der Erinnerung zu einem verstörenden und alptraumhaften Märchen, mit dem das Kind versucht, den unsagbaren Horror um sich herum zu begreifen.

Jona Oberski, geboren 1938 in Amsterdam, war als Physiker an einem Forschungsinstitut für Nuklear- und Teilchenphysik tätig. Als Kinderjahre 1978 erstmals erschien, wurde es international als Meisterwerk gefeiert. Erstveröffentlichung auf Deutsch 1980, Neuausgabe 2000. Gewidmet hat Oberski dieses Buch seinen Pflegeeltern, die ihn nach dem Krieg aufnahmen. Er ist verheiratet und hat drei Kinder.

Kinderjahre von Jona Oberski ist bei Diogenes erschienen. 
(JK 10/16)

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