Saskia Goldschmidt: Die Glücksfabrik (dtv)

Flandern und die Niederlande – Ehrengast 2016 der Frankfurter Buchmesse

Mordechai de Paauw blickt, 97-jährig, auf sein Leben zurück: desillusioniert, überheblich, hilflos. Ende eines Titans. Als er in den dreißiger Jahren auf die Idee kam, Testosteron aus Wurstzipfeln zu gewinnen, war das genial. Als die aus der Idee hervorgegangene pharmazeutische Fabrik begann, das Produkt an ahnungslosen Fabrikarbeiterinnen zu testen, wurde es monströs. De Paauw besaß kaum Schulbildung, war jedoch schon als sehr junger Mann Direktor der Familienfirma, Hollands größter Fleischfabrik. Tatkräftig und kühn, aber durchdrungen von unbedingtem Erfolgswillen instrumentalisierte er jeden, der ihm und seinen Plänen von Nutzen sein konnte – den wehrlosen Bruder, den aus Nazi-Deutschland emigrierten Wissenschaftler Rafael Levine, in dem unschwer Ernst Laqueur zu erkennen ist, und alle, deren Existenz von der Firma abhing.

Saskia Goldschmidt, geboren 1954 in Amsterdam, studierte an der Kunsthochschule Utrecht; sie ist Schriftstellerin und Schauspielerin. Die Glücksfabrik ist ihre vielbeachtete zweite Veröffentlichung nach der Familienbiographie Um jeden Preis glücklich.

Die Glücksfabrik von Saskia Goldschmidt ist bei dtv erschienen. 
(JK 10/16)

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