In seinem neuen
turbulenten Roman Zombie Wars, erschienen bei Knaus, dringt
Aleksandar Hemon tief in die Seele seiner Wahlheimat Amerika und hält ihr
provokant und erzählerisch brillant den Spiegel vor.
Chicago 2003. Joshua
Levin, wohlstandsverwöhntes Kind einer orientierungslosen Generation, lässt
sich durch seine Mittdreißiger treiben. Seine einzige Leidenschaft gilt dem
Drehbuchschreiben. Mit einer Persiflage auf die Trashkultur und
Allmachtsfantasien Amerikas, das sich gerade auf eine weitere Invasion des Irak
vorbereitet, will er den Durchbruch schaffen. Doch gerade, als ihn die
Inspiration zu einer vielversprechenden Skriptidee ereilt – Zombie Wars
– gerät sein Leben aus den Fugen: Nicht nur sein kriegstraumatisierter
Vermieter, sondern auch ein eifersüchtiger Ehemann haben es plötzlich auf ihn
abgesehen. Joshua hat alle Hände voll zu tun, um seinen Hals zu retten – und
wird zu einem Antihelden, wie er ihn selbst nicht hätte besser erfinden können.
Aleksandar Hemon ist ein
begnadeter Sätzeschmied. Seine Bücher sind voll von der Art denkwürdiger
Phrasen, die man gut und gerne immer wieder hier und da zitieren könnte. Seine
Karriere ist erstaunlich, bedenkt man, dass er nicht in seiner Muttersprache
schreibt. Und wie so viele Schriftsteller vor ihm, die in ein Exil verpflanzt
wurden, schreibt Hemon in einer Art Verbindung aus der alten Welt, die ihn
geformt hat, und der neuen Welt, die ihn weiter formt. Sein Buch ist eine wilde
Farce mit Zombies, einer Menge Slapstick, komödiantisch anmutende Gewalt,
Anspielungen auf die Bibel und Spinoza, und ein sich zuspitzender Showdown mit
einem Desert Storm-Veteran und einem Samurai-Schwert. Hemon weiß, dass er mit
vertrauten Elementen arbeitet. Spannungen innerhalb eines witzig-jüdischen
Familienzwists, eine Big Lebowski-ähnliche Kumpelkomödie sowie eine Satire auf
den Hollywood-Ehrgeiz vermischen sich in seinem Roman, jedes für sich ist so
gut aufgestellt, dass es in sich selbst fast bereits ein Genre markiert.
Aleksandar Hemon wurde
1964 in Sarajevo geboren. 1992 hielt er sich im Rahmen eines Kulturaustauschs
in den USA auf, als er von der Belagerung seiner Heimatstadt erfuhr. Er
beschloss, im Exil zu bleiben. Seit 1995 schreibt er auf Englisch und
veröffentlicht regelmäßig unter anderem in The New Yorker, Granta und The Paris
Review. Sein Erzählband Die Sache mit Bruno erschien 2000 in acht
Ländern gleichzeitig. 2002 folgte der Roman Nowhere Man, der für den
National Book Critics Circle Award nominiert war. Die MacArthur Foundation
zeichnete Hemon 2004 mit dem „Genius Grant“ aus. Spätestens seit seinem
international gefeierten Roman Lazarus, der in Deutschland auf der
Shortlist des Internationalen Buchpreises 2009 stand, gehört er zu den meist
beachteten Stimmen der amerikanischen Gegenwartsliteratur. Hemon lebt mit
seiner Familie in Chicago.
Zombie Wars von Aleksandar Hemon ist bei Knaus
erschienen.
(JK 07/16)
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