Der Roman Reise nach
Orkney von Amy Sackville, erschienen bei Luchterhand, ist die Geschichte
einer Obsession. Die entrückte, zauberische Landschaft, die Farben und Elemente
von Orkney spielen eine ebenso große Rolle wie die beiden ungleichen Liebenden.
Auf einer der kleinsten
und einsamsten Inseln in Orkney, einem Archipel nordöstlich von Schottland,
verbringt ein ungleiches Paar seine Flitterwochen: Richard ist ein angesehener
Literaturprofessor; seine Braut, seine begabteste Studentin, ist vierzig Jahre
jünger als er. Meistens beobachtet er seine junge, schöne, blasse Frau, wie sie
aufs Meer hinausschaut und Wind und Regen trotzt, doch je mehr sie eins wird
mit der Insel, dem Wetter und dem Licht, desto rätselhafter und begehrenswerter
erscheint sie ihm…
Eine der Stärken dieses
zarten, eindringlichen Romans ist die beharrliche Zweideutigkeit, der Mangel an
Klarheit, wo die Dinge stehen. Sind Richards Ängste für seine Frau übertrieben
oder begründet? Warum können sie sich scheinbar nicht auf die einfachsten
Gründe ihres Werbens umeinander verständigen? Und was ist die Bedeutung der
Verletzungen aus der Vergangenheit, auf die sie sich beziehen? Sehr beeindruckend
ist die Art wie Sackville schreibt, insbesondere ihre Beschreibungen der Natur.
Während ihre Zeichnung der Romanfiguren eher trüb ist, zeichnet sie hingegen die
Landschaft mit erstaunlicher Präzision und haucht der Topographie, dem Klima
und der Tierwelt der Insel Leben ein.
Amy
Sackville wurde 1981 geboren und lebt in London. Ihr erster Roman Ruhepol
wurde mit dem John Llewellyn Rhys Prize ausgezeichnet, dem Literaturpreis für
den besten Roman des Jahres von jungen Autoren unter 35, den u.a. auch V. S.
Naipaul und Angela Carter erhielten; außerdem stand der Roman auf der Longlist
des Orange Prize for Fiction und des Dylan Thomas Prize. Für Reise nach
Orkney erhielt Amy Sackville 2014 den Somerset Maugham Award.
Reise nach Orkney von Amy
Sackville ist bei Luchterhand erschienen.
(JK 10/16)
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