Tex Rubinowitz kommt in den Yachtclub am Dienstag, 18. April

Nochtspeicher
Dienstag, 18.04.2017  20.00 Uhr
Bernhard-Nocht-Str. 69a, Hamburg
Eintritt: 9 Euro

Wer ihn schon einmal erlebt hat, weiß: Tex Rubinowitz ist eine Zumutung, ein Dampfplauderer, Dauererzähler, Wirbelwind, ein echtes Multitalent also. Wenn er sich beieinander hält, was nicht immer gelingt, wenn er nicht gerade vom Hundertsten ins Tausendste auf und davon schwadroniert, sind seine literarischen Kapriolen aber mindestens ein großer und meist auch noch ein höchst intelligenter Spaß. Im Nochtspeicher stellt der deutsch-österreichische Schriftsteller, Maler und Musiker zum Yachtclub seinen neuen Roman Lass mich nicht allein mit ihr vor, der bei Rowohlt erschienen ist. Friederike Moldenhauer und Tina Uebel moderieren den Abend. 

Mit einer „wilden, schönen und sehr seltenen Liebesgeschichte“, so urteilte die Jury, hat Tex Rubinowitz 2014 den Ingeborg Bachmann-Preis gewonnen. Irma hieß der 2015 erschienene Roman, der ihm dann prompt den Vorwurf einbrachte, aus der Wikipedia abgeschrieben zu haben. Dass Rubinowitz ein unzuverlässiger Erzähler ist, beweist er nun auch mit seinem neuen Roman Lass mich nicht allein mit ihr, in dem er die Plagiatsvorwürfe aufgreift und das „wacklige Fundament“ sozusagen zum postfaktisch aufgeladenen Prinzip seines Erzählens erhebt. Doch der Reihe nach und das heißt in diesem Fall, es beginnt mit der „Stopp-Start-Methode“, durch die wir erfahren, dass der kleine Tex einst „im Mutterleib“ seinen Zwilling verschluckt hat. Der wird ihm mit etwa sieben Jahren „aus dem Leib operiert“, damit der einzig wahre Tex Rubinowitz zu voller Geltung heranreifen kann. Dieser wahre Tex ist nun zuerst einmal mit seinem Lektor konfrontiert, der ihm freimütig erklärt, dass es keinesfalls ausreiche, wenn man als Erzähler nur „ein bisschen Stuck“ ranklatsche. Und damit gibt sich Tex dann auch nicht zufrieden. Oder ist er es vielleicht gar nicht selbst, sondern doch ein Doppelgänger, der seine Geschichte um eine erotische Obsession und einen Toten im Kleiderschrank bereichert? Die Einwürfe und Ermahnungen des Lektors, der ihn dazu auffordert, „lästige Sollbruchstellen“ rauszunehmen, bleiben jedenfalls ungehört, immer wieder verliert sich der Erzähler in großmäuligen Bekenntnissen, reflektiert über Kunst und über Hochstapler in der Kunst, um am Ende dann vielleicht von seinem Doppelgänger Tex sogar gestalkt zu werden. Ob Doppelgänger, Einzel- oder Wiedergänger, eine Erkenntnis teilen sie sich: „Keinen Sinn machen, das scheint schon immer mein Motto gewesen zu sein, ist ja auch recht bequem und hilfreich beim allgemeinen Durchschlängeln.“ Abschließend erfahren wir immerhin noch, um was es in diesem phantastischen Roman eigentlich geht: „Um ein Pferd namens Schlawini, das in einem Zinnbecher auf dem Mond lebt und einzelne Reiskörner in den Landesfarben Sierra Leones bemalt.“

Tex Rubinowitz, geboren 1961 in Hannover, lebt seit 1984 als Witzezeichner, Maler, Musiker und Schriftsteller in Wien. 2014 erhielt er den Bachmann-Preis.

Lass mich nicht allein mit ihr von Tex Rubinowitz ist bei Rowohlt erschienen. 
(JK 04/17)

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