Feridun Zaimoglu liest in der Buchhandlung Felix Jud am Dienstag, 9. Mai

Buchhandlung Felix Jud
Dienstag, 09.05.2017  19.00 Uhr
Neuer Wall 13, Hamburg
Eintritt: 10 Euro. Um Anmeldung unter kontakt@felix-jud.de oder unter Tel.: 040-343409 wird gebeten.

Feridun Zaimoglu hat sich in den letzten Jahren mit seinen Romanen und Erzählungen in der vordersten Reihe der deutschen Gegenwartsautoren eingereiht, sich mit viel Poesie in der Feder, aber auch mit Politik im Kopf eingemischt und wurde für sein Werk vielfach ausgezeichnet, zuletzt 2015 mit dem Berliner Literaturpreis für Siebentürmeviertel. In dem Roman führt er uns für eine Familiensaga zwischen Orient und Okzident ins Istanbul der 1930er Jahre und mitten hinein in eine fremde Welt. In Evangelio, erschienen bei Kiepenheuer & Witsch, übersetzt er uns nun – passend zum 500-jährigen Jubiläum der Reformation – die Lieben und Leiden Luthers für die Gegenwartsliteratur. In der Buchhandlung Felix Jud stellt Feridun Zaimoglu seinen Roman vor. Annemarie Stoltenberg moderiert den Abend.

Erzählt wird in einer teutschen Sprache, die es in sich hat, schon wenn der Erzähler Burkhard auch nur anhebt, um von sich zu sagen: „Bin ein gerauter Kerl, gehobelte Fresse. Kein Gesang und kein Weib macht mich weich. Solang der Himmel nicht einstürzt und mein Kopf nicht birst, kann ich das Eisen halten.“ Der „ungeratene Kaufmannssohn“ und Landsknecht ist Martin Luther zum Schutz an die Seite gestellt, der auf der Wartburg in nur elf Wochen das Neue Testament ins Deutsche übersetzt. Burkhard erzählt uns vom Leben, vom Streben, aber auch von den Qualen des großen Reformators, wobei er selbst Katholik ist und das Wirken dieses „Ketzers“ eher mit Sorge um sein Seelenheil betrachtet. Unterbrochen werden seine Berichte von Briefen Luthers, er schreibt sie aus der elenden Haft an seine Mitstreiter, die Theologen Melanchthon in Wittenberg und an Georg Spalatin in Altenburg, bei dem er sich artig bedankt, dass ihm dank „Wermut und allerlei Kraut“ nun „nicht länger die Hinterbacken beben“. In einem Brief an Spalatin verspricht er „in der Morgenstunde nach dem Tage des Ambrosius“ auch: Das „Volk werden wir neu bekehren“ mit der „geschriebenen Kunde“, in der es kein „verdunkeltes Gotteswort“ gibt. Bevor er „die Feder ins Tintenhorn taucht“ muss ihn Burkhart aber doch noch für einen Besuch nach Wittenberg begleiten – und bei schlimmsten Teufelsvisionen beistehen.

Für all die erhellenden Lutherworte hat Feridun Zaimoglu sich nicht nur jede Menge Wissen aus Büchern erschlossen, sondern ist auch nach Eisenach, auf die Wartburg und nach Wittenberg gereist. Und er ist trotz all der Fakten, die in seinen Roman eingeflossen sind, „ein Geschichtenerzähler“ geblieben, er hat einen ganz eigenen, starkdeutschen Sound für eine Welt im Umbruch entwickelt und beendet Evangelio mit einer guten Nachricht aus Luthers Feder: „Der Weinstock rankt./ Gott hat den Tod verschlungen./ Babylon wird fallen.“

Evangelio von Feridun Zaimoglu ist bei Kiepenheuer & Witsch erschienen. 
(JK 05/17)

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