In Philip Kerrs neuen
Roman Operation Zagreb, erschienen bei Wunderlich, ermittelt wieder
Privatdetektiv Bernie Gunther. Die Jagd nach einem Balkan-Kriegsverbrecher und
eine geheimnisvolle Diva stehen im Mittelpunkt des 10. Bands der Reihe um
Bernie Gunther.
Sommer 1942: Bernie
Gunther arbeitet wieder im Polizeipräsidium am Alex in Berlin. Im Windschatten
des Krieges scheinen sich die Verbrecher sicher zu fühlen, und Bernie hat
besonders viel zu tun. Ein Befehl von Nazi-Propagandaminister Goebbels zwingt
ihn dazu, alles stehen und liegen zu lassen, um in geheimer Mission nach Zagreb
zu reisen. Er soll den Vater von Goebbels' Lieblingsschauspielerin Dalia
Dresner finden – einen Priester, der sich den rechtsextremen Ustascha
angeschlossen hat. Doch dann verschwindet Dalia selbst aus Goebbels'
Dunstkreis, und Bernie muss sie unbedingt wiederfinden. Denn der
Propagandaminister erträgt es nicht, wenn etwas nicht nach seinem Willen
läuft...
Es
gibt unzählige Romane, die zu Zeiten des Dritten Reiches spielen, doch nur
wenigen Autoren gelingt es wie Philip Kerr, solche Romane so angenehm lesbar zu
gestalten, die den Schrecken jener Zeit, den Führer und seinen Kult und die
Stimmung in Deutschland vor, während und nach dem Krieg zum Inhalt haben. Die
10 Bücher beziehen sich nicht auf Bernies Geschichte in chronologischer
Reihenfolge, doch ist es wahrscheinlich am besten, sie in ihrer Reihenfolge der
Veröffentlichung zu lesen. Man könnte sicherlich mit diesem Band beginnen, aber
danach würde man gut daran tun, zu den ersten drei zurückzukehren. Operation Zagreb ist, wie die bisherigen
Bände dieser Reihe, zwar eine quälende Geschichte, aber außergewöhnlich
gut erzählt. Kerr hat einen stilvollen Roman geschrieben, leicht zu lesen und
mit treffsicheren Dialogen. Der Roman ist gleichzeitig eine Warnung, Lehren aus
der Geschichte zu ziehen, und immer daran zu denken, zu wie viel Hass und Bösem
Menschen fähig sind. Bernies kluges und zugleich freches Verhalten wirkt wie
eine Art Gegenmittel zu den im Roman leider nicht erfundenen Fakten
schrecklicher Brutalität aus jener Zeit.
Philip
Kerr wurde 1956 in Edinburgh geboren. 1995 erschien sein erster Roman Feuer
in Berlin mit zwei weiteren Titeln als Berlin-Trilogie. Die Reihe um
den Privatdetektiv Bernhard Gunther führte Kerr mit den Romanen Das
Janus-Projekt, Das letzte Experiment, Die Adlon-Verschwörung,
Mission Walhalla, Böhmisches Blut, Wolfshunger und Operation
Zagreb fort. Für Die Adlon-Verschwörung gewann Philip Kerr den
weltweit höchstdotierten Krimipreis der spanischen Mediengruppe RBA und den
renommierten Ellis-Peters-Award. Seit 2004 schreibt er als P.B. Kerr an der
Fantasy-Kinderbuch-Serie Die Kinder des Dschinn und eroberte damit auch
das jugendliche Publikum.
Operation Zagreb von Philip Kerr ist bei Wunderlich erschienen.
(JK 03/17)
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