Dany Laferrière: Die Kunst, einen Schwarzen zu lieben ohne zu ermüden (Das Wunderhorn)

Frankreich – Ehrengast 2017 der Frankfurter Buchmesse

Es geht um das Begehren zwischen Schwarz und Weiß, auf allen Beziehungsebenen, auf denen Stereotypen zwischen den Rassen wirksam werden. Sein erster Roman hat Dany Laferrière 1986 mit einem Schlag im gesamten französischsprachigen Raum berühmt gemacht und wurde 1989 verfilmt.

Anfang der 1980er in Montreal: Zwei arbeitslose schwarze Migranten hausen zusammen in einer versifften Einzimmerwohnung in der Rue St. Denis, mitten in der Altstadt. Der eine liegt auf der Couch, hört den ganzen Tag Jazz, liest im Koran und zitiert Freud. Der andere schreibt auf dem ihm einzig wichtigen Besitz, seiner Remington 22 – das nächtliche Klappern der Tastatur weckt natürlich die Neugier der weißen Studentinnen einer angesehenen Universität. Welcher Entgrenzungswunsch ist es, der aus den bildungshungrigen Bürgertöchtern Dauergäste in der Bude der Habenichtse macht? Für die beiden Freunde ist jede eine „Miz“, Miz Literatur, Miz Snob, Miz Sophisticated Lady, Miz Suizid … und aus dem Versuch, sich einen Reim darauf zu machen - unter Befragung der literarischen Tradition jeglicher Couleur – , wächst der Roman in einer souveränen, gewitzten Sprache, wird aus dem exotischen Lover ein Autor.

Dany Laferrière, geboren 1953 in Port-au-Prince, Haiti, arbeitete zunächst als Journalist bis er sich unter dem Druck des politisch repressiven Klimas 1976 gezwungen sah, nach Montréal ins Exil zu gehen. 1985 veröffentlichte er seinen ersten Roman unter dem provokativen Titel Comment faire l‘amour avec un nègre sans se fatiguer, der ihn als Autor unmittelbar bekannt machte. Er wurde mit dem Prix Carbet de la Caraïbe und dem Buchpreis des französischen Auslandsrundfunks ausgezeichnet. Für seinen Roman L’énigme du retour (deutscher Titel: Das Rätsel der Rückkehr) erhielt er 2009 den prestigeträchtigen Prix Médicis. Dany Laferrière lebt in Montréal und Miami. Seit 2014 ist er Mitglied der Académie française. 2014 bekam er gemeinsam mit seiner Übersetzerin Beate Thill den renommierten, vom Haus der Kulturen der Welt in Berlin vergebenen, Internationalen Literaturpreis. 

Die Kunst, einen Schwarzen zu lieben ohne zu ermüden von Dany Laferrière ist bei Das Wunderhorn erschienen.
(JK 08/17)

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