Octave Mirbeau: Diese verdammte Hand (Weidle)

Frankreich – Ehrengast 2017 der Frankfurter Buchmesse

Ein Haus auf einer Bergspitze, völlige Einsamkeit, der Blick in den Himmel unverstellt, Stille. Ein Paradies für einen Künstler, ein Rückzugsort. Doch als der anonyme Erzähler seinen Freund Georges dort besucht, findet er ihn völlig verändert und lebensmüde vor. Zur Erklärung gibt Georges dem Erzähler sein Tagebuch. Als kränklicher Sonderling wächst Georges auf dem Land auf und erkennt erst in der Bekanntschaft zum selbstbewussten und charismatischen Maler Lucien, dass auch er ein Künstler ist. Gemeinsam leben sie in Paris, doch das der Kunst gewidmete Leben offenbart bald seine Tücken: Ein Wechselspiel zwischen manischer Arbeitswut und lähmender Depression setzt bei Lucien ein. Die Flucht aufs Land – auf eben jene einsame Bergspitze – entpuppt sich als dramatische Fehlentscheidung.  Während Georges in Paris gerade erst langsam seine eigene Identität entdeckt, wird Lucien zunehmend unzurechnungsfähig und quält sich mit seiner Einsamkeit und Zweifeln an seinem Werk. Zurück in Paris stürzt sich Lucien in eine letzte fieberhafte, geradezu wahnsinnige Arbeitsphase, die in einer Katastrophe endet. Der Maler Lucien ist leicht als Vincent van Gogh zu identifizieren, den Mirbeau gut kannte und von dem er zwei wichtige Werke besaß.

Octave Mirbeau, geboren 1848 in Trévières im Département Calvados war Journalist, Kunstkritiker, Dramatiker und Romanautor. Diese verdammte Hand (im französischen Original: Dans le ciel) wurde zwischen 1892 und 1893 in der Zeitung L'Echo de Paris als Fortsetzungsroman veröffentlicht. Octave Mirbeau zählt zu den schillerndsten Persönlichkeiten der Literatur der französischen Belle Époque. Als einer der führenden anarchistischen Intellektuellen verfasste er regelmäßig Artikel für entsprechende Zeitschriften. Zur Zeit der Dreyfus-Affäre zahlte er die Geldstrafe, zu der Émile Zola wegen seiner berühmten Schrift J’accuse...! verurteilt worden war. Octave Mirbeau wird die Entdeckung des belgischen Autors und Nobelpreisträgers Maurice Maeterlinck zugeschrieben. Ausserdem trug er bedeutend zu den Karrieren von Camille Pissarro, Auguste Rodin, Claude Monet, Camille Claudel, Aristide Maillol, Félix Vallotton und anderer wichtiger Künstler seiner Zeit bei. Seine Komödie Geschäft ist Geschäft gehörte nach 1903 zu den meistgespielten Stücken an deutschen Theatern. Octave Mirbeau starb 1917 an seinem 69. Geburtstag und wurde auf dem Cimetière de Passy in Paris begraben.

Diese verdammte Hand  von Octave Mirbeau ist bei Weidle erschienen.
(JK 08/17)

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