Olivier Rolin: Meroe (Liebeskind)

Frankreich – Ehrengast 2017 der Frankfurter Buchmesse

Ein liebeskranker Schriftsteller, ein zwielichtiger Archäologe und ein tollkühner General: In Meroe entwirft Olivier Rolin mit den Geschichten dreier Männer ein faszinierendes Vexierspiel über das Scheitern als Essenz des menschlichen Lebens. Ein großer Roman, brillant erzählt, tiefgründig und bewegend zugleich.

Ein Mann sitzt im Hôtel des Solitaires in Khartum und wartet auf die Polizei. Um sich die Zeit zu vertreiben, schreibt er seine Erinnerungen nieder und liest in den Tagebüchern von Charles Gordon, der 1885 als britischer Generalgouverneur der ägyptischen Provinz Sudan von Aufständischen enthauptet wurde. Die Polizeibeamten wollen ihn zum Tode von Else Sutter befragen, einer jungen Archäologin, die bei den Ausgrabungen in der sagenumwobenen Königsstadt Meroe auf mysteriöse Weise ums Leben gekommen ist. Sie war kürzlich erst ins Land gekommen, um eine Stelle als Assistentin von Heinrich Vollender anzutreten, einem undurchsichtigen Wissenschaftler, der in der sudanesischen Wüste nach christlichen Altertümern gräbt. Es gibt Hinweise darauf, dass Vollender früher als ostdeutscher Spion tätig war, aber beweisen kann das niemand. Beim Tod von Else Sutter jedoch musste er seine Finger im Spiel gehabt haben.

Olivier Rolin entwirft anhand des Schicksals dreier Männer ein faszinierendes Vexierspiel über das Scheitern als Essenz des menschlichen Lebens.

„Olivier Rolin besticht dabei nicht nur durch seine präzise, elegant verschachtelte Prosa und durch gebrochen exotische Bilder des Verfalls. Sein Roman ist auch mit einer gehörigen Portion Ironie gewürzt.“ (Christoph Vormweg, Deutschlandfunk)

„Ein kunstvoll gebauter Roman über das Erzählen.“ (Christian Ewers, Stern)

„Ein geradezu unglaublich kluges und schönes Buch, zugleich ist es auch wahnsinnig komisch. Der Erzähler mag an der Liebe und am Leben gescheitert sein, aber er ist, wie ich finde, in außerordentlicher literarischer Schönheit gescheitert.“ (Dina Netz,  SWR2 Buchkritik)

Meroe ist ein tief melancholischer Roman über das Scheitern und den Verlust der Liebe. Aber auch ein kluges Buch über Kulturverfall, die Zerstörung alter Kulturen und den Versuch etwas zu bewahren, was unwiederbringlich verloren ist.“ (Jochen Kürten Deutsche Welle)

Olivier Rolin wird 1947 in Boulogne-Billancourt geboren. Die Kindheit verbringt er im Senegal, nach seinem Schulabschluss studiert er in Paris Literatur und Philosophie. 1967 tritt er der Kommunistischen Jugend Frankreichs bei, ein Jahr später wird er Mitglied des maoistisch orientierten „Neuen Volkswiderstands“ und beteiligt sich an militanten Aktionen. Als sich die Bewegung 1973 auflöst, geht er für längere Zeit in den Untergrund. 1978 wird er Lektor und später Herausgeber in einem Pariser Verlagshaus, 1983 erscheint sein erster von bislang zehn Romanen. Für Port Sudan wird er 1994 mit dem renommierten Prix Femina ausgezeichnet, für Die Papiertiger von Paris  erhält er 2003 den Prix France Culture.  

Meroe von Olivier Rolin ist bei Liebeskind erschienen.
(JK 08/17)

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