Frankreich – Ehrengast 2017 der
Frankfurter Buchmesse
Philippe Grimbert erzählt
die dramatische Geschichte einer jüdischen Familie im Paris der deutschen
Besatzung – seine Geschichte.
Als Einzelkind hat es
Philippe nicht leicht. Schmächtig ist er, nicht der talentierte, kräftige Sohn,
den seine Eltern – beide begeisterte Sportler – gern gehabt hätten. Auch der
große Bruder, den er sich in seinen Tagträumen herbeiphantasiert, kann nicht
helfen: Kein Stolz, nur Enttäuschung und Leere liegen im Blick des Vaters.
Philippe ist 15, als ihm
Louise, eine enge Freundin der Familie, ein über lange Jahre gehütetes
Geheimnis enthüllt. Die Grimberts sind Juden. Und sie haben das Leben im
besetzten Paris keineswegs so unbeschadet und ereignislos überstanden, wie sie
ihren Sohn glauben machen wollen. Behutsam wird Philippe an eine vor seiner
Geburt liegende, von allen verdrängte Vergangenheit herangeführt, in der es den
großen Bruder seiner Phantasie tatsächlich gegeben hat.
Philippe Grimberts
preisgekrönter autobiographischer Roman, in Frankreich ein Bestseller, erzählt
aus der Sicht eines Nachgeborenen die dramatische Geschichte einer jüdischen
Familie – seiner Familie, in der den drängenden Gefühlen von Verlust und Schuld
mit Anpassung und Schweigen begegnet wird. Grimbert stellt dagegen die
Konfrontation. Damit die Lebenden die Last der Vergangenheit tragen können und
die Toten nicht ein zweites Mal getötet werden.
Philippe Grimbert wurde
1948 in Paris geboren und lebt dort als Autor und Psychoanalytiker. Er
erforscht an den beiden Instituten Médico-Éducatifs in Asnières und Colombes
autistische und psychotische Heranwachsende. Er erhielt den Prix Goncourt des Lycéens 2004 und
den Grand Prix des Lectrices de Elle 2005.
Ein Geheimnis von Philippe Grimbert ist bei Suhrkamp erschienen.
(JK 08/17)
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