Frankreich – Ehrengast 2017 der
Frankfurter Buchmesse
Im 18. Jahrhundert
fasziniert ein neues Fluidum die Welt: die Elektrizität. Mit ihr wird die
Intensität zu einem Ideal für den Menschen und zu einem Begriff der
Philosophie. Von der Macht Nietzsches bis zum Vitalismus Deleuze', von der
nervösen Erregung der Libertins bis zum Adrenalinkick der Begierde, der
Leistung und der Extremsportarten: Die Intensität organisiert seither unsere
Welt. Sie ist der höchste Wert des modernen Lebens, wie der junge französische
Philosoph Tristan Garcia in seinem mitreißenden Essay zeigt.
Die ständige Suche nach
Intensität ist allerdings auch anstrengend: Süchtig jagen wir neuen Höhepunkten
und Extremen nach, immer unter Strom. Kein Wunder also, dass in unseren „Hochspannungsgesellschaften“
das Unbehagen wächst. Die intensive Landwirtschaft zerstört die Natur, das
Selbst ist erschöpft, Apathie, Mittelmäßigkeit und Depression signalisieren das
Ende des großen Wachstums- und Intensitätsrauschs. Wie können wir dennoch das
Gefühl bewahren, am Leben zu sein? Jenseits von Lebenshilfe und
Glücksratgebern, die Weisheit und Seelenheil in einer Rückkehr zu Buddhismus
oder Religion versprechen, und mit der E-Gitarre im Gepäck ruft Garcia zum
Widerstand auf. Seine Forderung: Wir brauchen eine Ethik der Intensität.
Tristan Garcia, geboren
1981, ist ein französischer Philosoph und Schriftsteller. Er ist ein Schüler
von Alain Badiou, gegenwärtig Maître de conférences an der Universität von Lyon
und gehört zum Kreis der philosophischen Bewegung des Spekulativen Realismus.
Für seine in zahlreiche Sprachen übersetzten Werke wurde er mehrfach
ausgezeichnet. Für den von der Kritik gefeierten Roman Der beste Teil der
Menschen erhielt er den Prix de Flore.
Das intensive Leben. Eine moderne Obsession von Tristan Garcia ist bei Suhrkamp erschienen.
(JK 08/17)
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