Frankreich – Ehrengast 2017 der
Frankfurter Buchmesse
Woher
kommt die Gefahr? Vom grässlichen Monster der Tyrannei, das Stadt und Land in
Verwüstung und Tod stürzt, oder von der Verführungskraft einer
Alleinherrschaft, die Frieden verspricht, dabei aber schleichend die
Gesellschaft untergräbt?
Vor
diesen Fragen steht Ambrogio Lorenzetti, als er 1338 im Auftrag der Regierung
Sienas im Palazzo Pubblico das berühmte „Fresko der Guten Regierung“ malt. Doch
zeigt es nicht nur die Allegorien einer idealen republikanischen Politik, die
sich in einem friedlichen und gerechten Staat verkörpern, sondern auch die
Zerstörungen des Krieges als Folge der schlechten Regierung. Denn Lorenzetti
malt das Fresko in einer Zeit der Angst. Als eine der letzten Stadtrepubliken
Italiens sieht sich Siena der Gefahr der Tyrannenherrschaft ausgesetzt. Weil
sich diese aber mit einer verführerischen Maske tarnt, muss der Maler zu
drastischen Mitteln greifen, um sie als gesellschaftliches Übel zu entlarven.
In
seinem meisterhaften und fesselnden Essay erzählt Patrick Boucheron von einem
Gemälde, dessen Auftraggeber den Kampf um die Freiheit nicht nur mit Waffen,
sondern auch mit eindrücklichen Bildern austragen. Dabei beschwört er eine
Beunruhigung herauf, die auch heute wieder zu spüren ist.
In
Frankreich erschien das Buch bei Éditions du Seuil zunächst in einer aufwendig
bebilderten Broschur-Ausgabe, später in einer Taschenbuchausgabe und fand in
Presse, Radio und Fernsehen starke Beachtung. Durch die anhaltende Präsenz
Patrick Boucherons als einer der wichtigsten geisteswissenschaftlichen
Publizisten Frankreichs ist das Buch dauerhafter Gegenstand öffentlicher
Diskussionen. 2017 regte es sogar zu einer künstlerischen Auseinandersetzung
mit dem Thema an.
„Dieses
grandios geschriebene Buch lädt ein, von der Geschichte und der Kunst zu
träumen – und es erzeugt Sehnsucht nach der Toskana.“ (Livres Hebdo)
„[Lorenzetti]
wollte, dass die Welt seiner Bilder in die reale Welt übergeht, in eine
politische und soziale Realität, die zum Teil auch noch die unsere ist.“ (Le
Monde)
„Ein
hochaktuelles Thema.“ (Le Figaro)
Patrick
Boucheron, geboren 1965, lehrt seit 2015 Geschichte des Mittelalters und der
Renaissance am Collège de France in Paris. Mit seinen historischen Analysen ist
er einer der wichtigsten Intellektuellen Frankreichs. Patrick Boucheron gehört
zu den 30 offiziell eingeladenen Autorinnen und Autoren des diesjährigen
Gastlandes Frankreich auf der Frankfurter Buchmesse.
Gebannte Angst. Siena 1338 von Patrick Boucheron ist
bei Wolff erschienen.
(JK 10/17)
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