Frankreich – Ehrengast 2017 der
Frankfurter Buchmesse
Afrika
im goldenen Zeitalter – das sind die verschollenen acht Jahrhunderte von den
nubischen Königreichen bis zu jenem Tag im Jahr 1498, an dem die Karavelle von
Vasco da Gama im Indischen Ozean auftaucht und die Kolonisation durch die
Europäer beginnt. François-Xavier Fauvelle nimmt uns in seinem wunderbar
geschriebenen Buch mit auf eine außergewöhnliche Reise durch das historische
Afrika und zeigt uns seine zu Unrecht vergessenen Schätze.
Dürers
Rhinozeros kennt jeder. Aber das goldene Rhinozeros von Mapungubwe? In 34
Kapiteln führt dieses Buch durch die faszinierende Geschichte Afrikas vor der
Ankunft der Weißen – ein Thema, über das es bezeichnenderweise bis vor kurzem
nicht ein einziges Buch in deutscher Sprache gab. Wer sich mit François-Xavier
Fauvelle auf seine Spritztour durch das afrikanische „Mittelalter“ einlässt,
der wird jedoch reich belohnt. Von Ostafrika und Nubien, der Zentralsahara und
Marokko, Äthiopien, Mali und dem Senegal bis nach Madagaskar und ans Horn von
Afrika geht die Reise durch eine unbekannte Welt der versunkenen Wüstenreiche
und Stammesherrschaften, auf der es viel zu entdecken gibt: das reiche Erbe
eines bis heute unterschätzten Kontinents.
Was sofort bei dem Buch
auffällt, ist die aufwändige Gestaltung mit einem dunkelgoldenen Vorsatz. Vorab
gibt der Autor eine wichtige Einleitung über die damaligen Klimazonen Afrikas
sowie die archäologischen und mineralischen Fundstätte. Das Buch ist sehr gut
bebildert, bei zerstörten Fresken sind Zeichnungen beigelegt, wie das gesamte
Fresko ausgesehen hat, es gibt Stadt- und Kirchenpläne und Farbfotos. Die Texte
sind sehr gut lesbar und nehmen dem Kontinent die bisher weitläufige
Geschichtslosigkeit. Es werden die unterschiedlichste Kulturen und
Gesellschaften, christlich, islamisch und einheimisch und man lernt schnell,
dass es der Kultur und Religion der Kolonialherren nicht brauchte. Es empfiehlt
sich übrigens nach jedem Kapitel zu den dazugehörigen Anmerkungen zu blättern,
die nochmal viel Erleuchtendes enthalten.
François-Xavier
Fauvelle, geboren 1968, ist Historiker und Archäologe und Afrikaspezialist. Er
hat an der Universität Panthéon-Sorbonne Paris studiert und ist
Forschungsleiter des französischen Wissenschaftsrats CNRS im Labor TRACES der
Universität Toulouse. 2005 – 2006 war er Leiter des Institut français in Johannesburg
und von 2006 – 2009 Leiter des Centre français d’études éthiopiennes in Addis
Abeba. Er leitet die archäologische Forschung der mittelalterlichen Stadt Sijilmassa
in Marokko.
Das goldene Rhinozeros, Afrika im Mittelalter von François-Xavier Fauvelle ist bei C.H.
Beck erschienen.
(JK 11/17)
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