Als
ein Londoner Banker im Herbst 2008 eines Morgens seine Tür öffnet, erschrickt
er angesichts des Landstreichers, der da vor ihm steht. Dann erkennt er seinen
verschollenen Kommilitonen Zafar, einst ein vielversprechendes Mathematikgenie.
Die beiden Männer verband einmal einiges: beide sind Migrantenkinder aus
Südostasien, beide sind sie hochbegabt. Doch es trennen sie auch Welten – der
Erzähler stammt aus der gebildeten Elite, Zafars Eltern sind „Unberührbare“…
Nun will Zafar eine Schuld beichten, und er nimmt dem Freund das Versprechen
ab, der Welt diese Geschichte für ihn zu erzählen. Und der Banker hat viel
Zeit, denn auch sein so glanzvoll begonnenes Leben liegt in Scherben, zudem hat
er Zafar gegenüber ein schlechtes Gewissen. Also nimmt er ihn auf und macht
sich zu seinem Chronisten. Doch schon bald stößt er an die Grenzen dessen, was
wir wissen können – über die Welt und letztlich auch über uns selbst.
Das
Buch ist eine spannende Inszenierung auf 700 Seiten mit einer Vielzahl kleiner
Geschichten um den Hauptstrang. Der ungewöhnliche Rhythmus verlangt von dem
Leser anfangs Disziplin. Belohnt wird man mit einer meisterhaft erzählten Meditation
über Grenzen und Nutzen des menschlichen Wissens, einer herzzerreißenden
Liebesgeschichte und den packenden Bericht des psychischen Verfalls eines
Mannes.
Zia
Haider Rahman wurde im ländlichen Bangladesch geboren. Nach dem Befreiungskrieg
1971 in Bangladesch kam er noch als Baby nach London, wo seine Familie zunächst
als „Hausbesetzer“ unter ärmlichsten Bedingungen in einem aufgegebenem Gebäude
lebte, bis man ihnen eine Sozialwohnung zuwies. Sein Vater arbeitete als
Busfahrer, seine Mutter als Schneiderin, Rahman ging auf die lokale
Gesamtschule, konnte seine Ausbildung dann aber dank Begabtenstipendien in
Oxford fortsetzen und komplettierte sie in München (am Maximilianeum), in
Cambridge und Yale. Er hat als Investment Banker für Goldman Sachs gearbeitet,
später als Anwalt in einer großen Sozietät. Seit ein paar Jahren arbeitet
Rahman als Anwalt für Menschenrechte und kämpft vor allem gegen Korruption,
unter anderem bei Transparency International.
Soweit wir wissen von Zia Haider Rahman ist im
Berlinverlag erschienen.
(JK 07/17)
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