Mohsin Hamid: Exit West (Dumont)

„Drastisch, poetisch und von erschreckender Aktualität“ hat die BBC den neuen Roman Exit West des pakistanischen Autors Mohsin Hamid beschrieben, der bei Dumont erschienen ist.

In einer Welt, die aus den Fugen geraten ist, in einem muslimisch geprägten Land, das am Rande eines Bürgerkriegs steht, in einer Stadt, die namenlos bleibt, lernen sie sich kennen: Nadia und Saeed. Sie hat mit ihrer Familie gebrochen, fährt Motorrad, lebt säkular und trägt ihr dunkles Gewand nur als Schutz vor den Zudringlichkeiten fremder Männer. Er wohnt noch bei seinen Eltern, ist eher schüchtern und nimmt die Ausübung seiner Religion sehr ernst. Doch während die Stadt um sie herum in Flammen aufgeht, sich Anschläge häufen und die Sicherheitslage immer prekärer wird, finden die beiden zusammen. Sie wollen eine gemeinsame Zukunft, in Freiheit. Und da sind diese Gerüchte über Türen, die diejenigen, die sie passieren, an ferne Orte bringen können. Doch den Weg durch diese Türen muss man sich mit viel Geld erkaufen. Als die Gewalt weiter eskaliert, entscheiden sich Nadia und Saeed, diesen Schritt zu gehen. Sie lassen ihr Land und ihr altes Leben zurück...

Mohsin Hamid hat einen sehr bewegenden Roman geschrieben über Flucht und Migration, die weltweit bewegendsten Themen unserer Tage. Dabei wird die Flucht selbst kaum beschrieben. Es sind lediglich Türen, durch die man hindurchgeht in eine andere Welt. Es geht ums Loslassen, Zurücklassen und ums Ankommen. Ankommen in der Freiheit. Ankommen in einer völlig fremden Welt. Trotz der die Hauptfiguren umgebenden Gewalt, Grausamkeiten und Verzweiflung ist dies ein sehr poetisches Buch. Geschickt mischt der Autor immer wieder kleine Begebenheiten anderer Menschen irgendwo auf dieser Welt ein, die ebenfalls durch eine Türe gehen und die eine Entscheidung treffen mussten, ohne zu wissen, was dann passieren wird. Bewundernswert an diesem Buch ist, dass der Autor nicht in Hoffnungslosigkeit versinkt. Er vermittelt den Eindruck, dass es in ferner Zukunft ein Übereinkommen zwischen den Menschen geben wird, nachdem die Flucht – und Völkerwanderung sich langsam beruhigt hat. Er ist überzeugt, dass die Vernunft siegen wird und eine neue Ära des Zusammenlebens der Völker beginnen kann.

Mohsin Hamid, geboren in Lahore, Pakistan, studierte Jura in Harvard und Literatur in Princeton. Nach Stationen in New York und London lebt er heute mit seiner Familie wieder in Lahore. Hamid schreibt regelmäßig für den Guardian, die New York Times, die Financial Times, den New Yorker, die Paris Review, Outlook India und Granta. Seine Romane wurden in über 30 Sprachen übersetzt. Der Fundamentalist, der keiner sein wollte stand auf der Short List des Man Booker Prize und wurde von Mira Nair verfilmt. Nachtschmetterlinge wurde mit dem Betty Trask Award ausgezeichnet und von der New York Times auf die Liste der bedeutendsten Bücher des Jahres 2000 gesetzt.

Exit West  von Mohsin Hamid ist bei Dumont erschienen. 
(JK 10/17)

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