Plenarsaal Hanseatisches Oberlandesgericht
Freitag 26.01.2018 19.00 Uhr
Sievekingplatz 2, Hamburg
Eintritt: 5 Euro
Petra Morsbach liest
aus ihrem Roman Justizpalast, der bei Knaus erschienen ist.
In wilhelminischer Zeit
gebaut sind Justizpaläste Gebäude der Herrschaftsarchitektur, die den Besucher
einschüchtern sollen. Im Münchener Justizpalast muss sich heute Thirza Zorniger
zurechtfinden. Welch ein Name! Bedeutet doch Thirza „Anmut“; aber der Tochter
aus einer desaströsen Schauspielerehe war er wohl angemessen. Der Roman erzählt
von ihrer Kindheit unter der Obhut ihres Großvaters, einem Strafrichter im
Ruhestand, ihrem Studium und den ersten Erfahrungen mit der bayrischen Justiz.
Da wird sie durchaus zornig. Sie macht gleichwohl Karriere und wird Vorsitzende
Richterin am Landgericht. Auf ihrem Weg trifft sie Kollegen, die exemplarisch
die Bandbreite der Personen widerspiegeln, die Recht sprechen und die mit
Sensibilität versuchen, hin und her gerissen zwischen Anspruch und
Wirklichkeit, das aus den Fugen geratene Leben zu kitten, wenn über Kinder,
Geld und Wirtshausschlägereien gestritten wird.
Ein überaus
kenntnisreicher Roman über die Justiz. Heribert Prantl, der anlässlich der
Verleihung des bedeutenden Wilhelm-Rabe-Literaturpreises am 5. November 2017
die Laudatio hielt, bemerkte: „Ich wollte juristische Fehler finden. Aber ich
fand keinen. Das ist juristische und literarische Virtuosität.“ Justizpalast
ist ein Roman über die Sehnsucht nach Gerechtigkeit, über erregte, zynische,
unverschämte, verblendete, verrückte, verwirrte und verzweifelte Rechtssuchende
sowie überlastete, mehr oder weniger skrupulöse, kauzige, weise, verknöcherte
und leidenschaftliche Richter. Eingebettet in die überaus kenntnisreiche
Schilderung des Justizalltags kommt aber auch die private Entwicklung Thirzas
nicht zu kurz. Denn Justizpalast ist ebenfalls ein Roman über das Leben,
seine Ungewissheiten und das Glück. Es braucht seine Zeit, bis die Autorin Max
in Thirzas Leben treten lässt. Mit ihm, einem unbedeutenden Rechtsanwalt,
erlebt sie Glück und wirkliche Liebe, bis die Beziehung ein tödlich tragisches
Ende findet.
Petra Morsbach, geboren
1956, studierte in München und St. Petersburg. Danach arbeitete sie zehn Jahre
als Dramaturgin und Regisseurin. Seit 1993 lebt sie als freie Schriftstellerin
in der Nähe von München. Bisher schrieb sie mehrere von der Kritik hoch gelobte
Romane, u.a. Opernroman, Gottesdiener und Dichterliebe. Ihr
Werk wurde mit zahlreichen Stipendien und Preisen ausgezeichnet, u.a. dem
Jean-Paul-Preis. 2017 erhält sie den Roswitha-Literaturpreis der Stadt Bad
Gandersheim und den Wilhelm-Raabe-Preis. Für die Arbeit an Justizpalast
recherchierte die Autorin über neun Jahre.
Justizpalast von Petra Morsbach ist bei Knaus erschienen.
(JK 01/18)
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