Philosophisches Café mit Ute Frevert am Dienstag, 13. Februar

Literaturhaus
Dienstag, 13.02.2018  19.00 Uhr
Schwanenwik 38, Hamburg
Eintritt: 8 / 12 Euro

Philosophisches Café. Thema: Beschämung und Demütigung. Über Macht und Ohnmacht. Zu Gast ist Ute Frevert, Gastgeber ist Reinhard Kahl.

„Der Staat rückte von Beschämung als Mittel der Normkontrolle zusehends ab und überließ das Feld der Gesellschaft.“ (Ute Frevert)

In China werden Gesichtserkennungssysteme installiert, die »Verkehrssünder« auf riesigen Bildschirmen an den Pranger stellen. Den Pranger hatten wir im alten Europa schon ohne Gesichtserkennung. Er wurde abgeschafft. Aber die Beschämung und Demütigung sind nicht verschwunden. Wurde der Pranger also nur modifiziert? Dieser Frage geht Ute Frevert in ihrem Buch Die Politik der Demütigung – Schauplätze von Macht und Ohnmacht nach.

Beschämung und deren Steigerung, die Demütigung, das zeigt sie, verschwinden nicht so leicht, wie es die Aufklärung glaubte. Sind sie ein universelles und zugleich höchst wandelbares Regulativ von Gesellschaften? War es noch vor wenigen Generationen der „Schandfleck“ an der Wand oder der Riss in der Hose, deretwegen man sich schämte, so werden heute Jeans aufwendig demoliert, um Zeichen von Zugehörigkeit und von Ausgrenzung zu setzen.

Jedenfalls ist die Politik der Beschämung heute demokratisiert. Ohne das Publikum geht nichts oder „geht gar nichts“, wie es in einem neuen Sound der Ausgrenzung tönt.

Ute Frevert, geboren 1954, zählt zu den wichtigsten deutschen Historikern. Sie lehrte Neuere Geschichte in Berlin, Konstanz und Bielefeld. Von 2003 bis 2007 war sie Professorin an der Yale University, seit 2008 leitet sie den Forschungsbereich „Geschichte der Gefühle“ am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin. Sie wurde 1998 von der DFG mit dem renommierten Leibniz-Preis ausgezeichnet und erhielt 2016 das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse, da sie „in herausgehobener Weise und im europäischen und internationalen Kontext“ über ihre wissenschaftliche Tätigkeit hinauswirkt.

Die Politik der Demütigung – Schauplätze von Macht und Ohnmacht von Ute Frevert ist bei S. Fischer erschienen.
(JK 02/18)

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