Der bei dtv erschienene
Roman Was mit dem weißen Wilden geschah wurde vom französischen Autor François
Garde nach einer wahren Geschichte geschrieben.
1843 wird der junge
Matrose Narcisse Pelletier von seinem Kapitän versehentlich an der
australischen Ostküste zurückgelassen. Als man ihn nach siebzehn Jahren
zufällig wiederfindet, lebt er inmitten eines Stamms von Jägern und Sammlern:
Er ist nackt und tätowiert, spricht nur noch deren Sprache, hat seinen Namen
vergessen. Ein Wissenschaftler aber führt ihn zurück in die Zivilisation und
nimmt ihn mit nach Paris – ein gewagtes Unterfangen.
Die abenteuerliche
Biographie des französischen Matrosen Narcisse Pelletier (1844-1894)
inspirierte den Autor. Anders als dem literarischen Vorfahr Robinson Crusoe
nützen Narcisse Pelletier die Errungenschaften der zivilisatorischen und kulturellen
Neuzeit rein gar nichts. Während sich Daniel Defoes Held mit Gott und Ratio
seine Insel untertan macht und den wilden Freitag auf eine höhere Daseinsebene
befördert, symbolisiert Narcisses Nacktheit, wie er restlos allem, was einstmals
(vermeintlich) wichtig war, beraubt und auf seine bloße Körperlichkeit
zurückgeworfen ist. Die Ignoranz der Weißen gegenüber Ureinwohnern wird
hervorragend herausgearbeitet. Auch die Unterschiede im Konzept Zeit und Raum
und Eigentum werden sehr eindringlich vor Augen geführt. Gewöhnungsbedürftig
ist die streckenweise Erzählung in Briefform.
François Garde wurde 1959
in Le Cannet, nahe der französischen Mittelmeerküste, geboren und war als hoher
Regierungsbeamter u. a. auf Neukaledonien tätig. Was mit dem weißen Wilden
geschah wurde in Frankreich mit acht Literaturpreisen ausgezeichnet,
darunter der Prix Goncourt für den besten Debütroman.
Was mit dem weißen Wilden geschah von François Garde ist bei dtv erschienen.
(JK 02/18)
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