Literaturhaus
Donnerstag, 22.11.2018 19.30
Uhr
Schwanenwik 38, Hamburg
Eintritt: 8 / 12 Euro
Delphine de Vigan stellt ihren Roman Loyalitäten
vor, der bei DuMont erschienen ist. Marta
Dittrich liest die deutschen Texte, Judith Heitkamp moderiert.
Seine Haut ist frei von
blauen Flecken. Doch auch wenn die Schulkrankenschwester keine offenen Wunden
ausmachen kann, ist sich Hélène sicher, dass der 12-jährige Théo Gewalt
erleidet. Viel zu vertraut sind ihr die kleinen Verhaltensänderungen, die
Verpanzerung, das unauffällige Verstummen. So beobachtet sie ihn genau während
ihres Unterrichts. Mit Mathis, seinem besten Freund, kriecht Théo auf dem
Schulhof in eine uneinsehbare Nische und macht vergessen, wie kaputt alles ist.
Mit jedem Schluck Alkohol wird das hohe Surren in seinem Kopf ein wenig
gedämpft. Mit einer ganzen Flasche dieser scharf brennenden Flüssigkeit, so
hofft er, lässt sich alles vollständig taub machen… Théo ist ein Grenzgänger.
Alle sieben Tage packt er seine Sachen, um zwischen den Wohnungen seiner
getrennt lebenden Eltern zu pendeln. Für seine Mutter schürt er als
Feindesabbild den Hass, bei seinem Vater versucht er verzweifelt der
verdreckten Wohnung beizukommen. Er spricht darüber nicht. Mit niemandem.
Delphine de Vigan reißt
das vordergründig rein positiv besetzte Netz aus zugewandten Verbindungen auf.
Sie legt Loyalität als Falle frei, als Zusage von Deckung und Hilfe über die
eigenen Kräfte hinaus. Nach Tage ohne Hunger und Nach einer wahren
Geschichte weiß die vielfach prämierte Autorin in Loyalitäten erneut durch Wörter zu erschüttern.
Delphine de Vigan,
geboren 1966, erreichte ihren endgültigen Durchbruch als Schriftstellerin mit
dem Roman No & ich (2007), für den sie mit dem Prix des Libraires
und dem Prix Rotary International 2008 ausgezeichnet wurde. Ihr Roman Nach
einer wahren Geschichte (2016) stand wochenlang auf der Bestsellerliste in
Frankreich und erhielt 2015 den Prix Renaudot. Die Autorin lebt mit ihren Kindern
in Paris.
Loyalitäten von Delphine de Vigan ist bei DuMont erschienen.
(JK 11/18)
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