Literaturhaus
Dienstag, 25.09.2018 19.30 Uhr
Schwanenwik 38, Hamburg
Eintritt: 6 Euro
Péter Nádas stellt seine Lebenserinnerungen Aufleuchtende
Details vor, die bei Rowohlt erschienen sind. Iris Radisch moderiert.
Der Untertitel kündigt es
bereits an: Péter Nádas legt mit Aufleuchtende Details keine Autobiografie vor, sondern die Memoiren
eines Erzählers. Der 1942 in Budapest geborene Autor spürt den Stationen
seines von politischen Umbrüchen geprägten Lebens in losen Assoziationen nach.
Daraus ergibt sich ein persönliches Dokument, das subjektive Empfindungen einer
Chronologie der Zeitgeschichte vorzieht. Jene aufleuchtenden privaten Momente
sind es, die Geschichte greifbar werden lassen – als seine Mutter am 14.
Oktober 1942 mit der Straßenbahn zur Entbindung fährt, liquidiert ein
Einsatzkommando das Ghetto in Mizocz. Der große europäische Erzähler
reflektiert seine Erinnerungen als mitunter konstruierte, seiner bedrohten
Identität aber Stabilität gebende. Damit gewinnt die Frage an Bedeutung, wie
Identität unter schwierigsten politischen Bedingungen wachsen kann. „Ich sage
es ohne Pathos und ohne Trauer, dass mein Leben im Zeichen eines zweimaligen
Verblutens gestanden hat.“ Der rote Faden, der sich durch die Memoiren des
Schriftstellers zieht, ist blutrot. Und doch – den erlebten gewaltvollen
politischen Ausschreitungen, den Demütigungen, den Publikationsverboten und der
Zensur zum Trotz – leuchten im Strom der schwierigen Zeiten immer wieder
Details eines glücklichen Lebens hervor, das nicht zuletzt Erfüllung in der
Literatur und Fotografie gefunden hat.
(JK 09/18)
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