Im heißen Sommer des
Jahres 1967 geht Hanns-Josef Ortheil zusammen mit seinem Vater auf große Fahrt.
Sie führt auf einem schwer beladenen Frachtschiff von Antwerpen durch die
Meerenge von Gibraltar ins Mittelmeer und weiter bis nach Griechenland und
Istanbul. Mit an Bord ist – vom Steward über den Funker bis zum Kapitän – eine
ganze Gesellschaft im Kleinen. Und auch die Angst fährt im Bauch dieses
Ungetüms aus Eisen und Stahl, das auf hoher See in schwere Stürme gerät,
beständig mit.
Der junge Hanns-Josef
Ortheil begegnet dem auf seine Weise: er beobachtet, reflektiert, schreibt.
Zwischen Kommandobrücke, Frachtraum und Schiffsbibliothek beginnt seine Suche
nach Fixpunkten und dem, was für ihn zählt und weiterhilft: Die Lektüre Homers?
Die neusten Songs der Beatles? Das Klavierspiel? Die Arbeit an der Bordzeitung?
Die Freundschaft mit einer jungen Griechin? Oder die Aussteigerfantasien eines
Besatzungsmitglieds? Immer reichhaltiger und intensiver wird die abenteuerliche
Reise in unbekannte Gewässer, weit über frühere Ideen und Fantasien hinaus. Er
beobachtet die Menschen, die er trifft, ganz genau und ihm gelingt es
meisterhaft, die Atmosphäre auf dem Frachter zu beschreiben. Er macht sich
seine eigenen Gedanken zu Dingen, die er sieht oder Begriffen, die er hört. Ortheil
hat eine „leise Art“ zu schreiben, eine genaue Beobachtungsgabe und die heute
bei vielen verloren gegangene Fähigkeit, sogar in Kleinigkeiten, scheinbar
Nebensächlichem, noch etwas Großes zu entdecken.
Hanns-Josef Ortheil wurde
1951 in Köln geboren. Er ist Schriftsteller, Pianist und Professor für
Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus an der Universität Hildesheim. Seit
vielen Jahren gehört er zu den beliebtesten und meistgelesenen deutschen
Autoren der Gegenwart. Sein Werk wurde mit vielen Preisen ausgezeichnet,
darunter dem Thomas-Mann-Preis, dem Nicolas-Born-Preis, dem Stefan-Andres-Preis
und zuletzt dem Hannelore-Greve-Literaturpreis. Seine Romane wurden in über
zwanzig Sprachen übersetzt.
Die Mittelmeerreise von Hanns-Josef Ortheil ist bei Luchterhand
erschienen.
(JK 12/18)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen