Der Roman Das Jahr der
Katze von Christoph Peters ist ein ungewöhnlicher Thriller in der Tradition
eines Cormac McCarthy oder Quentin Tarantino und zeigt das faszinierende
Panorama einer bizarren japanischen Unterwelt, die noch immer die Traditionen
der Samurai-Zeit beschwört, auch wenn ihre goldene Zeit längst der
Vergangenheit angehört.
Früher verstand sie sich
als eine ehrenwerte Gesellschaft. Heute ist japanische Yakuza zunehmend eine
Organisation gewöhnlicher Krimineller, verwickelt in Drogenhandel und
schmutzige Immobiliendeals. Staat und Polizei haben die jahrhundertelange
Toleranz und Koexistenz aufgekündigt und der Yakuza den Kampf angesagt. Da
kommt es äußerst ungelegen, dass Fumio Onishi bei einer Aktion im Auftrag der
Yakuza in Berlin eigenmächtig übers Ziel hinausgeschossen ist. Auf der Flucht
vor den deutschen Behörden hat Onishi sich zwar mit seiner deutschen Freundin
Nikola nach Tokio absetzen können. Doch hier erwartet der Yakuza-Boss Takeda
ein unmissverständliches Opfer von ihm...
Hat Christoph Peters in
seinen Romanen Mitsukos Restaurant und Herr Yamashiro bevorzugt
Kartoffeln die helle, ebenso faszinierende wie manchmal skurrile Seite der
Kultur Japans beleuchtet, taucht er nach Der Arm des Kraken auch in
seinem zweiten Roman um Fumio Onishi ein in die Abgründe des Reichs der
aufgehenden Sonne – in einen zutiefst widersprüchlichen Kosmos voll
rätselhafter Traditionen zwischen höchster Eleganz und Kultiviertheit
einerseits und blinder Grausamkeit und fragwürdigen Atavismen andererseits, in
eine Unterwelt, die ebenso geprägt ist von dem alten Ethos der Samurai wie von
irritierenden Werten, fremdartigen Ritualen und verstörender Gewalt.
Christoph Peters hat einen
durchweg plausiblen Plot konstruiert, der alle Elemente eines spanenden
Thrillers bietet. Genreuntypisch besticht dieser Thriller durch die sprachliche
Brillanz des Autors. Wer Der Arm des Kraken mochte, wird mit Das Jahr
der Katze nicht enttäuscht werden. Es ist eine gelungene Fortsetzung in
dieser widersprüchlichen Unterwelt aus uraltem Ethos, exzentrischen Werten,
grausamen Ritualen und miesen Verbrechen.
Christoph Peters wurde
1966 in Kalkar geboren. Er ist Autor zahlreicher Romane und Erzählungsbände und
wurde für seine Bücher mehrfach ausgezeichnet, unlängst z. B. mit dem
Friedrich-Hölderlin-Preis der Stadt Bad Homburg (2016) und dem
Wolfgang-Koeppen-Preis (2018). Christoph Peters lebt heute in Berlin.
Das Jahr der Katze von Christoph Peters ist bei Luchterhand
erschienen.
(JK 11/18)
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