Samuel Selvon: Eine hellere Sonne (dtv)

In seinem Buch Eine hellere Sonne des Autors Samuel Selvon aus Trinidad fragt sich dieser, wie man sich eine Zukunft mit Mut und Witz baut?

Er ist gewitzt, liebenswert und unausstehlich: der 16-jährige Tiger, den seine Eltern mit einem Mädchen verheiraten, das er noch nie gesehen hat. Wie er ist ganz Trinidad Anfang der Vierzigerjahre im Aufbruch – plötzlich schlagen die Amerikaner auf und ziehen einen Highway quer über die Insel. Also Schluss mit den Gelegenheitsarbeiten. Raus aus den Bretterbuden. Auf in die Arme der Amerikaner. Und dann?

Eine hellere Sonne ist ein karibischer Roman, in dessen strahlendem Licht Selvon eine große Frage stellt: Wie baut man sich ein Leben auf, wenn man gar nichts hat – nichts außer Mut und Witz.

Der bald siebzig Jahre alte Roman hat nichts von seinem Charme eingebüßt. Anders als sein Landsmann Naipaul schafft es Selvon einen Ton zu finden, der seine Liebe zu den Menschen und dem Land genau trifft, weil man das Gefühl hat, dass er sich unter die Menschen mischt, über die er schreibt; melancholisch, bisweilen zärtlich und immer humorvoll. Er zeigt auf, wie der Protagonist aus seinen armen Verhältnissen, eingebettet in die kulturelle Zugehörigkeit der indischstämmigen Bevölkerung, herauskommt und die Fesseln der Tradition und ethnischer Homogenität abstreift. Ein emanzipatorischer Bildungsroman eines Bekenntnisses zu einer vielfältigen karibischen Identität.

Samuel Selvon, 1923 in Trinidad geboren, schrieb erste Kurzgeschichten unter Pseudonymen wie Ack-Ack und Big Buffer. 1950 ging er nach London und avancierte zu einer international anerkannten literarischen Stimme. Mit seinem Roman Die Taugenichtse schuf er einen ganz eigenen, neuen Sound. Er schrieb TV-Drehbücher für die BBC und verließ London 1978 in Richtung Kanada. Er starb 1994 in Trinidad.

Eine hellere Sonne von Samuel Selvon ist bei dtv erschienen.
(JK 01/20)

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