Christoph Peters: Dorfroman (Luchterhand)

Im Schatten des Reaktors – Christoph Peters neuer Roman
Dorfroman ist ein fulminanter Rückblick auf die idyllische Weltfremdheit der 70er Jahre.

Alles scheint noch vertraut in Hülkendonck, einem Dorf am Niederrhein. Als wären die dreißig Jahre, in denen der Erzähler hier nicht mehr lebt, nie gewesen. Sein Besuch bei den Eltern beschwört die Vergangenheit wieder herauf: die idyllische Weltfremdheit der 70er Jahre, den Beginn einer industriellen Landwirtschaft, die das bäuerliche Milieu verdrängt. Und den geplanten Bau des „Schnellen Brüters“, eines neuartigen Atomkraftwerks, das die Menschen im Ort genauso tief spaltet wie im ganzen Land. Es ist jene Zeit, in der der Erzähler zu ahnen beginnt, dass das Leben seiner Eltern nicht das einzig mögliche ist – und in der er Juliane kennenlernt, eine Anti-Atomkraft-Aktivistin, die ihn in die linke Gegenkultur einführt...

Einfühlsam und packend erzählt Christoph Peters von den inneren Zerreißproben eines jungen Mannes und eines ganzen Dorfes. Es ist der große Roman über den turbulenten Aufbruch in jene Bundesrepublik, in der wir heute leben. In ruhigem, nicht belehrendem und nicht überheblichen Ton erzählt Peters seine Geschichte. Mal aus der Perspektive als Junge und mal als der Erwachsene, der er heute ist. Das verleiht der Geschichte Authentizität, zumal es eine Perspektive aus der Innensicht zutage fördert. Literarisch wie immer bei ihm auf hohem Niveau, ist der Roman ein wichtiges und großartiges Zeitzeugnis insbesondere für die Generation, die unmittelbar damals betroffen und involviert war.

Christoph Peters wurde 1966 in Kalkar geboren. Er ist Autor zahlreicher Romane und Erzählungsbände und wurde für seine Bücher mehrfach ausgezeichnet, unlängst z. B. mit dem Friedrich-Hölderlin-Preis der Stadt Bad Homburg (2016) und dem Wolfgang-Koeppen-Preis (2018). Christoph Peters lebt heute in Berlin.

Dorfroman von Christoph Peters ist bei Luchterhand erschienen.
(JK 11/20)

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