Ausgerechnet in Punta
Gotica, einem Viertel Cienfuegos, in dem nur vergessene Schwarze und arme Weiße
wohnen, wird eine neue Kirche errichtet. Das Gotteshaus soll ein Symbol sein,
über die Stadt und Kuba hinaus, etwas Aufstrebendes in Zeiten, in denen alles
verfällt. Geld und freiwillige Mitarbeiter fließen den Erbauern nur so zu,
beständig wird die Kirche erweitert – und gerade deshalb nie fertiggestellt.
Marcial Gala lässt die
Menschen zu Wort kommen, die im Schatten des von Tag zu Tag wachsenden
Monumentalbaus leben, er zeigt uns Kuba von unten und ein Land, das der
US-Luxuskapitalismus vor eine Zerreißprobe stellt – existenziell, roh und mit
vielen Zwischentönen. Prall und roh und ungeschönt ist das Bild, das er
zeichnet, nichts für zarte Nerven. Die Zeichnung der Figuren im Buch ist
extrem. Doch erfüllt Gala damit genau den Zweck, die Monstrosität der
deprimierenden sozialen Situation zu verbildlichen. Dadurch erhält die
Geschichte Authentizität. Es ist nicht das Kuba von puderweißen Stränden,
karibischem Türkis oder romantisierender Revolution und Fidels
Gesellschaftsordnung.
Marcial Gala, 1965 in
Havana geboren, ist Autor und Architekt. 1999 wurden seine Kurzgeschichten mit
dem Pinos Nuevos Award ausgezeichnet, sein Roman Die Kathedrale der
Schwarzen mit dem Alejo Carpentier Award 2012 und dem Critics‘ Award für
das beste kubanische Buch 2012. Gala lebt in Buenos Aires (Argentinien) und
Cienfuegos.
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