Der neue Roman Harte Jahre von Mario Vargas Llosa ist ein vielstimmiges Romanepos über Macht, Verschwörung und Verrat – über die Fallstricke der Geschichte und die dreisten Machenschaften imperialer Politik. Und ein virtuoser literarischer Hochseilakt.
„Haben Sie vergessen,
dass wir ein souveränes Land sind und Sie nur ein fremder Botschafter und nicht
unser Vize-König?“, fragt Jacobo Árbenz, der Präsident Guatemalas, den
Entsandten der Vereinigten Staaten. Es ist das Jahr 1954 und die Frage
offensichtlich rhetorisch gemeint, die Antwort des amerikanischen Diplomaten:
schallendes Gelächter. Denn kurze Zeit später bringt ein Militärputsch die
Árbenz-Regierung zu Fall, mit freundlicher Unterstützung des CIA. Und zwar
vermittels einer dreisten Lüge, die als Wahrheit durchgeht: US-Präsident
Eisenhower hatte in Umlauf gebracht, Árbenz billige und unterstütze die
Ausbreitung des sowjetischen Kommunismus auf dem Kontinent. Eine Lüge, die das
Schicksal ganz Lateinamerikas verändern wird.
Diese folgenreiche
historische Episode – die uns schmerzlich an unsere Gegenwart erinnert – greift
Mario Vargas Llosa auf und erzählt sie lebhaft und packend in ihrer ganzen
Vielgestaltigkeit. Wer gründet welche Intrigen? Wer sind die Profiteure? Wer
bleibt auf der Strecke? Erscheint der Roman anfangs wie ein politisches
Sachbuch, nimmt es im Verlauf immer mehr an Fahrt auf und entfaltet seine
literarische Kraft. Er schafft es, eine komplexe politische Konstellation
leichtfüßig zu erzählen. Der Roman hallt noch lange nach, wenn man das Buch aus
der Hand gelegt hat.
Mario
Vargas Llosa, geboren 1936 in Arequipa/Peru, studierte Geistes- und
Rechtswissenschaften in Lima und Madrid. Bereits während seines Studiums
schrieb er für verschiedene Zeitschriften und Zeitungen und veröffentlichte
erste Erzählungen, ehe 1963 sein erster Roman Die Stadt und die Hunde
erschien. Der peruanische Romanautor und Essayist ist stets als politischer
Autor aufgetreten und ist damit auch weit über die Grenzen Perus hinaus sehr
erfolgreich. Zu seinen wichtigsten Werken zählen Das grüne Haus, Das
Fest des Ziegenbocks, Tante Julia und der Schreibkünstler und Das
böse Mädchen. Vargas Llosa ist Ehrendoktor verschiedener amerikanischer und
europäischer Universitäten und hielt Gastprofessuren unter anderem in Harvard,
Princeton und Oxford. 1990 bewarb er sich als Kandidat der oppositionellen
Frente Democrático (FREDEMO) bei den peruanischen Präsidentschaftswahlen und
unterlag in der Stichwahl. Daraufhin zog er sich aus der aktiven Politik
zurück. Neben zahlreichen anderen Auszeichnungen erhielt er 1996 den
Friedenspreis des Deutschen Buchhandels und 2010 den Nobelpreis für Literatur.
Heute lebt Mario Vargas Llosa in Madrid und Lima.
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