Donnerstag, 5.11.2009 20.00 Uhr
Eingang Edmund-Siemers-Allee / Ecke Grindelallee, 20146 Hamburg
Eintritt: 10 Euro
Heinrich Steinfest liest aus seinem Buch Gewitter über Pluto, das bei Piper erschienen ist. Denis Scheck moderiert.
Steinfests neuer Kriminalroman reiht sich in seine gewohnte Erzählkunst ein: Auf die erste Leiche wartet man ganze hundert Seiten und Protagonist ist kein trinkender Kommissar, sondern ein Pornodarsteller, der mitten in einer pikanten Situation während eines Arbeitstages beschließt, dass ein Handarbeitsgeschäft seine Zukunft sein soll – finanziert durch eine Finanzspritze der in der Wiener Unterwelt berüchtigten Grande Dame Montbard. Ein Kredit ohne Zinsen und vermeintlich ohne Haken. Einzige Bedingung: In genau sieben Jahren, keinen Tag früher oder später muss er die Summe zurückzahlen. Andernfalls wird er jemandem das Leben retten müssen. Kein schlechter Deal, wie Mohn zunächst findet. Doch ehe er das erste Wollknäuel verkaufen kann, entpuppt sich die ehemalige Bäckerei als unbequemes Anhängsel. Und dass, wo er sich doch gerade verliebt hat.
Eine nicht minder wichtige Rolle übernimmt ein Agent, der die Mutter aller Vögel, einen Archaeopteryx, aus einem Museum entwenden und in seine Heimat bringen soll. Neben eben jenem Urvogel spielt der vormalige Planet Pluto eine wichtige Rolle, und Steinfest widmet sich keinem geringeren Thema als der Existenz extraterrestrischen Lebens.
Gemordet wird also im neuen Roman Gewitter über Pluto, der bei Piper erschienen ist. Viel mehr erinnert nicht an die Erzähltechnik klassischer Kriminalliteratur. Seine abermals skurrilen Charaktere, komischen Sprachbilder und Stellungnahmen zum allgemeinen Weltgeschehen machen das Lesevergnügen des neuen Romans des in Australien geborenen, in Wien aufgewachsenen und in Stuttgart lebenden Heinrich Steinfest aus. Auch diesmal kein einfach zu verdauender Schmöker für den Nachttisch, aber, wie Steinfest vor einigen Jahren in einem Interview bemerkte, „wenn jemand sich mit meinen Plots und deren ‚Komplexität‘ schwer tut, hätte er sich eigentlich an meine Figuren zu wenden. Ich selbst halte mich ich in erster Linie verantwortlich für die Qualität der Sprache“.
Moderieren wird die Veranstaltung Denis Scheck, der sich zuletzt zu Heinrich Steinfests Roman Mariaschwarz begeistert äußerte: „Überraschungseier für Erwachsene sind in meinen Augen die Romane Heinrich Steinfests. Sie tarnen sich als Kriminalromane, sind aber gleichermaßen philosophische Meditationen über die Bedeutung von Kindern, soziologische Studien über die fragile Beziehungen zwischen Wirt und Gast, archäologische Exkursionen in die Welt der Dinge oder einfach Essays über Gott und die Welt.“
(JK 11/09)

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