Der Roman Koloratur des chinesischen Autors Li Er, der bei Klett-Cotta erschienen ist, spielt am Ende des Zweiten Weltkrieges.
Ge Ren ist ein chinesischer Lyriker, Übersetzer und Parteikader der dreißiger Jahre. Zwischen China und Japan tobt der Krieg. Und jeder Krieg braucht Helden. Damit man aber Ge Ren zu einem solchen machen kann, muss er erst einmal sterben...
Doch dieser entzieht sich seinem Todesurteil und verschwindet. Über sein Schicksal berichten die Chronisten jeweils vollkommen anders. Was ist die Wahrheit? Ist er nun tot oder lebt er noch? Ge Ren: Kriegsheld oder Deserteur? Sowohl die Kommunisten, die chinesischen Nationalisten als auch die Japaner wollen seine Geschichte für ihre Zwecke instrumentalisieren.
Dreimal lässt Li Er die Geschichte eines Volkshelden aus der Zeit des chinesisch-japanischen Krieges erzählen. Und dreimal erlebt der Leser wie in einem Krimi, dass es die objektive Wahrheit in Zeiten des Krieges nicht gibt. Mit List und Tücke balancieren die drei Erzähler, zerrissen zwischen ihrer politischen Agitation und inneren Überzeugung und beleuchten damit eine bisher kaum aufgearbeitete Episode der Weltgeschichte.
Das Wort Koloratur bedeutet im Chinesischen, 1. eine musikalische Verzierung im Gesang und 2. „um eine Sache herumrede“, also „Süße in schönen Klängen machen“.
Ge Ren ist nach der Figur des Journalisten und Schriftstellers Qu Qiubai erfunden, einem Führungsmitglied der kommunistischen Partei, die ihn später aus unklaren Gründen ausschloss und schließlich hinrichten ließ
Li Er wurde 1966 in China geboren. Er hat in Shanghai Sinologie studiert und lebt nun in Peking. 2004 wurde er mit dem „Großen Medienpreis für chinesischsprachige Literatur 2004 in der Kategorie Belletristik“ ausgezeichnet. Seit der Veröffentlichung seines ersten Romans Koloratur im Jahr 2002 genießt Li Er auch international zunehmend Popularität. 2007 erschien bereits auf Deutsch sein zweiter Roman Der Granatapfelbaum, der Kirschen trägt.
(JK 10/09)
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