In Liu Hengs Roman Bekenntnisse eines Hundertjährigen, der bei Hanser erschienen ist, schaut ein Hundertjähriger schaut zurück auf sein Leben und eine unerwiderte Liebe.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts arbeitet Ohrwaschel als Diener in der traditionsreichen Familie Cao, deren Geschicke vom ältesten Sohn dirigiert werden. Als Ohrwaschel dessen zukünftige Frau erblickt, verliebt er sich für immer. Dem Ingenieur, den der junge Cao aus Frankreich mitgebracht hat, geht es nicht anders. Er soll eine Zündholzfabrik aufbauen, doch Cao experimentiert heimlich mit Sprengstoff. Vor dem Hintergrund gewalttätiger Aufstände kommt es zu unerhörten Ereignissen. Die Geburt des ersehnten Stammhalters wird zum tragischen Ereignis, denn der Säugling hat blaue Augen.
Das politische Geschehen der Jahre zu Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts mit seinen brutalen und obszönen Auswüchsen dient als Staffage für den Roman. Die Familientragödie, der Untergang des Cao-Clans ist symptomatisch für den Untergang des Kaiserreichs.
Liu Heng ist ein begnadeter Erzähler. Seine Figuren sind bunt und einnehmend und bleiben dem Leser im Kopf. Er lässt eine vergangene Zeit wiederauferstehen, in die man leichtfüßig hineinversetzt wird. Die Geschichte bleibt von Anfang bis Ende spannend.
Liu Heng wurde 1954 als Sohn von Landarbeitern geboren und lebt heute in Beijing. Seit 1977 schreibt und publiziert er Erzählungen, Romane und Drehbücher, von denen einige mit großem internationalen Erfolg verfilmt wurden. Liu Heng ist einer der renommiertesten chinesischen Autoren. Bekenntnisse eines Hundertjährigen ist sein erster Roman auf Deutsch.
(JK 10/09)
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