In dem Krimi Weiße
Rache des schwedischen Autoren Mikael Bergstrand, der bei rororo erschienen
ist, herrscht Krieg auf den Straßen von Malmö.
Malmö ist nicht Bullerbü – in der südschwedischen
Metropole liegt die Kriminalitätsrate beunruhigend hoch. Bisher waren es oft
die ausländischen Ghetto-Kids, die schwedische Jugendliche abzockten, nun hat
sich eine fremdenfeindliche Gruppe gebildet. „Die Rächer“ begehen gezielt
brutale Übergriffe auf Migranten – und schrecken offenbar auch vor Mord nicht
zurück. Die junge Journalistin Leyla Abdallah soll über den Bandenkrieg
berichten, und sie kann sich denken, warum gerade sie dafür ausgesucht wurde.
Mit Engagement und Fingerspitzengefühl stürzt sie sich in die Recherchen – und
macht bald eine fürchterliche Entdeckung.
Die drittgrößte Stadt Schwedens Malmö hat in den
vergangenen Jahren des Öfteren traurige Berühmtheit erlangt, denn es scheint,
dass gerade in Malmö rechtsextreme Gruppen von Zeit zu Zeit die Stadt brutal aufmischen
bzw. Jugendliche Randale veranstalten. Das nahm der Autor Mikael Bergstrand zum
Anlass, seinen Krimi in der Stadt mit diesen Themen anzusiedeln: Überfremdung,
Ausländerhass gepaart mit Selbstjustiz. Der Autor ist Journalist und so merkt
man sofort, dass er für sein Buch hervorragend recherchiert hat. Sehr
detailliert breitet er die einzelnen Figuren und ihre Geschichten aus. Das Buch
greift auf, was immer mehr zu einem beherrschenden Thema in Europa wird. Die
Menschen, die von der Multi-Kulti-Idee nicht erfasst werden und in vermeintlich
direkter Konkurrenz zu Migranten stehen, haben Angst, ihre soziale Hängematte
mit anderen bedürftigen Menschen zu teilen. Dort wo der Begriff Multi-Kulti
eher irrationale Ängste weckt, entsteht Hass, der nur allzu oft
unkontrollierbar ausbricht. Malmö ist hierfür nur ein Beispiel. Malmö kann
überall sein. Von daher hat der Autor eine wichtige Botschaft aufgegriffen und
in einen spannenden Krimi gepackt. Es ist gleichzeitig sein Krimidebüt und so
ertappt man den Autor, dass er noch mit der Dosierung seiner Botschaft feilen
kann. Es steckt dann bisweilen sehr viel Inhalt in den Dialogen, die nicht
unbedingt die Figuren in der Tiefe charakterisieren. Das Ende hingegen zeigt,
dass Mikael Bergstrand ein Autor mit viel Potential ist. Vermeintliche
Nebensächlichkeiten im Buch bekommen plötzlich eine größere Bedeutung, für den
Leser überraschend aber nachvollziehbar und logisch. Er versteht es, die Fäden
seiner Geschichte im Griff zu halten. Auch versteht Mikael Bergstrand zu erzählen.
Hier kommt ihm sein Beruf als Journalist natürlich entgegen.
Mikael Bergstrand, Jahrgang 1960, ist Journalist und
Schriftsteller. Er hat viele Jahre in Malmö gewohnt und für die Zeitung
Sydsvenskan geschrieben. Derzeit lebt er mit in seiner Frau in Neu Delhi, wo er
als Korrespondent arbeitet. Der dreifache Vater liebt seine Familie, den
Fußballclub Malmö FF, gutes Essen, Fahrradrikschas, Snowboarding in den Alpen
und Rafting auf dem Ganges.
Weiße Rache von Mikael Bergstrand ist bei rororo erschienen.
(JK 06/11)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen