Navid Kermani am 19.10.2011 im Literaturhaus Hamburg

Literaturhaus Hamburg
Mittwoch, 19.10.2011  20.00 Uhr
Schwanenwik 38, 20087 Hamburg
Eintritt: 6 - 10 Euro

Navid Kermani liest aus seinem neuen Roman Dein Name, erschienen bei Hanser, Martin Ebel moderiert.

Es ist das Jahr der großen Bekenntnisse. Das Jahr des Spiels mit der Autorschaft und Biografie, der flirrenden Genres, der minutiösen, semifiktionalen Dokumentation des Alltags. Nach dem Norweger Karl Ove Knausgård und dem Schotten John Burnside hat nun der 1967 in Siegen geborene Navid Kermani sein Opus magnum vorgelegt, in dem er virtuos mit Privatem und Fiktion jongliert. Dein Name zählt mehr als 1200 Seiten und erzählt die Geschichte der Entstehung eines Romans, die zur großen Geschichte eines Lebens wird. Und diese beginnt an eben jenem 8. Juni 2006, als auch der Autor Navid Kermani seinen Laptop hochfährt, um ein neues Buch zu beginnen. Er nennt seinen Protagonisten „den Romanschreiber”, „er” und selten „ich” oder eben „Navid Kermani”. Doch vergisst man keine Sekunde, dass man hier große Literatur zu lesen bekommt, die Kermani, der Hölderlin und Jean Paul zu seinen Hausgöttern zählt und im vergangenen Jahr die renommierten Frankfurter Poetikvorlesungen gehalten hat, um die spannungsreiche Vita seines iranischen Großvaters gruppiert. Dieser Mohammed Schafizadeh besuchte als erstes iranisches Kind die Amerikanische Schule in Teheran. Sein Leben gerät gleichsam zum Spiegel der politischen Entwicklungen des Iran im 20. Jahrhundert.

Ob das voluminöse, faktenreiche und raffiniert gebaute Buch nun ein Roman ist oder nicht, möge jeder für sich selbst entscheiden. Fest steht, dass es stets in die Wirklichkeit zurückgreift, weil es durchwoben ist von Nachrufen auf Menschen, die während der Schreibzeit verstorben sind und Kermani, der zu den wichtigsten Denkern unserer Zeit gehört, nahestanden. Durch diese Struktur wird der Text einerseits aufgebrochen, andererseits verdichtet er sich zu einem komplexen literarischen Ganzen, das die Jury des Deutschen Buchpreises überzeugt hat, den Roman auf die Longlist zu setzen. „Literatur hat eine eigene Wahrheit”, sagte der Schriftsteller und habilitierte Orientalist dem Spiegel. „Ich stelle ein Bild von mir hin, und plötzlich stehe ich daneben.”

Dein Name von Navid Kermani ist bei Hanser erschienen.
(JK 10/11)

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