Jan Koneffke: Die sieben Leben des Felix Kannmacher (Dumont)


Jan Koneffke beschreibt in seinem neuen Roman Die sieben Leben des Felix Kannmacher, der bei Dumont erschienen ist, die unfreiwilligen Abenteuer eines Taugenichts.

In einer Zeit, in der niemand sicher sein kann, wen er vor sich hat, ist sich der Held dieses Romans nicht sicher, wer er selbst ist: Felix Kannmacher oder Johann Gottwald. Im Herbst 1934 wird Felix Kannmacher vom Pianisten Victor Marcu aus dem Deutschen Reich geschmuggelt und erhält in Bukarest eine neue Identität. Als Johann Gottwald wird er die ‚Kinderfrau‘ von Marcus Tochter Virginia, bei der er sich schnell als großer Geschichtenerzähler beliebt macht. Als die Freundschaft zwischen beiden enger wird, entlässt ihn der eifersüchtige Vater, und plötzlich ist Kannmacher ganz allein in einem fremden Land. Und so schlägt er sich unter falschem Namen durch: als Kellner im größten Kasino von Bukarest, er arbeitet als Sekretär für die Nazis und versteckt sich in einem Kloster im Karpatenland. Doch in jeder Identität, die sein Schicksal ihm gerade aufbürdet, immer bleibt die Verbindung zwischen ihm und Virginia bestehen, die bald zu einer berühmten Schauspielerin heranwächst.

Der Roman ist angelegt als Schelmenstück, doch angesichts der stattfindenden Brutalität ist dem Leser nicht wirklich zum Lachen zumute. Jan Koneffke nimmt Anleihen bei Thomas Manns Figur Felix Krull, versetzt seinen Helden jedoch bildgewaltig in die Welt des Balkans mit seinen Mythen und der Nähe zum Orient. Immer wieder erzählt er eingebettet kleine betörende Geschichten, die zwar nicht unmittelbar zum Haupterzählstrang gehören aber wegen ihrer unterhaltsamen Art das Buch bereichern. Glück und Schrecken liegen in Koneffkes Roman eng beieinander, sei es im Künstler- oder Liebesleben des Felix Kannmacher.

Jan Koneffke wurde 1960 in Darmstadt geboren. Er studierte Philosophie und Germanistik in Berlin und verbrachte nach einem Villa-Massimo-Stipendium sieben Jahre in Rom. Heute lebt er als Schriftsteller, Publizist und Übersetzer in Wien und Bukarest. Er erhielt unter anderem den Leonce-und-Lena-Preis für Lyrik, den Friedrich-Hölderlin-Förderpreis und den Offenbacher Literaturpreis.

Die sieben Leben des Felix Kannmacher von Jan Koneffke ist bei Dumont erschienen.
(JK 09/11)

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