Abschied von wichtigen literarischen Stimmen: Literaturnobelpreisträger Tomas Tranströmer (*15.04.1931 †26.03.2015)

Am 26. März 2015 verstarb der schwedische Lyriker und Psychologe Tomas Tranströmer 83jährig in Stockholm. Er war einer der beliebtesten Autoren Schwedens. 
Tomas Tranströmer wurde am 15. April 1931 in Stockholm geboren und wuchs nach der Scheidung seiner Eltern bei seiner Mutter, einer Schullehrerin, auf. 1956 graduierte er als Psychologe an der Universität von Stockholm, wo er auch Geschichte, Religion und Literatur studierte.

Nicht nur in seiner Heimat wurde Tranströmer geliebt und bewundert; seine schmalen Gedichtsammlungen wurden auch in Dutzende Sprachen übersetzt. Den Literaturnobelpreis erhielt der Lyriker laut der Schwedischen Akademie, weil er «uns in komprimierten, erhellenden Bildern neue Wege zum Wirklichen weist». Ein Mitglied des Nobelkomitees nannte Tranströmer in seiner Laudatio einen «der wenigen schwedischen Autoren, die Einfluss auf die Weltliteratur gehabt haben». Vor dem Nobelpreis hatte Tranströmer 1981 schon den deutschen Petrarca-Preis erhalten, 1989 den Literaturpreis des Nordischen Rates und 1993 wiederum in Deutschland den Horst-Bienek-Preis.

Sein Debüt als Lyriker hatte Tranströmer 1954 gegeben. Neben seiner literarischen Tätigkeit arbeitete er zunächst als Anstaltspsychologe für jugendliche Strafgefangene, später als Berufsberater in Arbeitsämtern. Seinen Beruf als Psychologe gab Tranströmer, der in Stockholm auch Literatur- und Religionsgeschichte studiert hatte, bis zu seinem Schlaganfall nicht auf.

Ein Schlaganfall im November 1990 hatte eine halbseitige Lähmung und Aphasie zur Folge. Nach einer längeren Rehabilitation war er jedoch wieder in der Lage, zu schreiben. Seine Frau Monica half ihm bei der Bearbeitung von Textentwürfen. Seine Gedichte wurden nach dem Schlaganfall kürzer und thematisieren nicht selten das Verhältnis des Dichters zu seiner Sprache.

Zu seinen Gedichten inspirierte ihn unter anderem eine Insel in den Schären, Runmarö, auf der er viele Sommer in seiner Kindheit verbrachte. „Wo andere hundert Worte machen würden und zehn genügten, da gibt uns Tranströmer ein einziges“, schrieb die FAZ über Das grosse Rätsel – Gedichte in Haiku-Form, die der kranke Dichter sich mit Unterstützung seiner Frau abgerungen hatte und die 2005 in deutscher Übersetzung erschienen.
(JK 03/15)

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