François Roux: Die Summe unseres Glücks (Piper)

Der Roman Die Summe unseres Glücks des französischen Autors François Roux  wurde vom französischen Publikum und der Literaturkritik gleichermaßen euphorisch aufgenommen und ist auf Deutsch nun bei Piper erschienen.

„Was ist aus den Idealen unserer Jugend geworden, mein Freund?“ Frankreich, im Mai 1981: Tausende liegen sich auf der Place de la Bastille in den Armen, der Wahlsieg von François Mitterrand versetzt die Nation in Aufbruchstimmung. Der siebzehnjährige Rodolphe feiert mit, er sieht seine Zukunft in der Politik, hier möchte er seine Ideale verwirklichen. Auch seine Freunde Paul, Benoît und Tanguy haben große Pläne, das ganze Leben liegt vor ihnen. Als sie sich Jahre später treffen, hat Rodolphe es ins Parlament geschafft, eine kluge Frau, einen einflussreichen Schwiegervater. Doch wie seine drei Freunde hat er Opfer gebracht, um sein Ziel zu erreichen – war der Preis zu hoch? Was ist übrig von den Träumen ihrer Jugend?

Dieser Roman erzählt von der Romantik der Generation Mitterrand. Der Autor skizziert das soziale Klima der 80er Jahre: Werkschließungen, die Befreiung der Homosexuellen, die Gewerkschaft Solidarnosc in Polen, die beginnende AIDS-Epidemie und konzentriert diese Themen auf seine Charaktere. Es war die Zeit für Illusionen, Pläne, Hoffnungen, Studieren und der ersten Liebe. Jeder Charakter verkörpert einen Aspekt des sozialen Lebens: Politik, Wirtschaft, Kunst und Kultur. Der Autor bedient sich dabei auch Klischees, es gibt den radikalen kommunistischen Vater des einen und den kleinbürgerlich reaktionären des anderen. In diesem Teil bleibt der Roman eindimensional, es gibt die Reichen und die Armen, rechts und links, die guten und die schlechten. Vielleicht wirkt es nicht aufgesetzt, weil man als Zwanzigjähriger – das Alter der Protagonisten – eher eindimensional denkt. Richtig Fahrt nimmt der Roman dann im zweiten Teil auf, in den späteren Jahren, 2009 mit Präsident Sarkozy und einer noch nie da gewesenen globalen Wirtschaftskrise. Die Charaktere gewinnen an Tiefe. Der Autor zeigt perfekt, wie die Gewinnsucht, die in den 80er Jahren entstand, die Politik pervertiert, die Kunst korrumpiert und die Unternehmen in wahre Vernichtungsmaschinen verwandelt hat und wie der Diskurs der Medien die politische Ideologie bestimmt. Das von François Roux entworfene Panorama der französischen Republik steht stellvertretend allgemein für das heutige Bild unserer westlichen Gesellschaft.   

Der französische Autor François Roux, geboren 1957, ist ebenfalls als Regisseur von Dokumentar- und Werbefilmen erfolgreich. Seine Filme wurden auf internationalen Festivals mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet.

Die Summe unseres Glücks von François Roux ist bei Piper erschienen. 
(JK 02/16)

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