William Boyd: Die Fotografin (Berlin Verlag)

In seinem 16. Roman Die Fotografin, erschienen im Berlin Verlag, listet William Boyd nicht weniger als 32 am meisten gefeierte weibliche Reporter und Fotografen des 20. Jahrhunderts auf, Pioniere, die ihre Namen in einem von Männern dominierten Feld gemacht haben. Im Mittelpunkt des Romans steht die Figur der Amory Clay.

Ein Klick, die Blende schließt – der Startschuss zu einem neuen Leben. Mit sieben hält Amory Clay ihre erste Kamera in Händen, eine Kodak Brownie Nummer 2, und mit ihr sind alle Weichen gestellt. Amory Clay, Fotografin, Reisende, Kriegsberichterstatterin. Statt als Gesellschaftsfotografin in London zu reüssieren, lässt Amory alles Vertraute hinter sich und beginnt 1931 ein Leben voller Unwägbarkeiten in Berlin. Ein Berlin der Nachtclubs, des Jazz, der Extravaganz und Freizügigkeit – und der ersten Anzeichen von Bedrohung und Willkür.

Amory Clay, eine Frau, die ihrer Zeit weit voraus ist, die unerschrocken ihren Weg geht, ihre Lieben lebt, ihre Geschicke selbst in die Hand nimmt. Tief fühlt sich William Boyd in sie ein und versteht es glänzend Fiktion und Geschichte miteinander zu verschränken: das ausschweifende Berlin der frühen dreißiger Jahre, New York, wo sie den Mann trifft, der alles verändert, das Paris der Besatzungszeit. Wie schon in Ruhelos schreibt William Boyd von einer unvergesslichen Heldin, eine verwegene, verblüffend moderne Frau. Er hat einen Künstlerroman geschrieben, der das Porträt einer ganzen Epoche zeichnet.

Ein weniger begabter Autor hätte hier leicht Schiffbruch erleiden können, doch William Boyd ist ein brillanter Romancier. Im Gegensatz zu vielen seiner Zeitgenossen erzählt er eine ausgelassene gute Geschichte mit einem Minimum an Anmaßung. Er hat die Fähigkeit, die Unmittelbarkeit einer Situation in flüssige, präzise Prosa zu gießen.

William Boyd, 1952 in Ghana geboren, gehört zu den überragenden europäischen Erzählern unserer Zeit. Er schreibt Romane, Kurzgeschichten und Drehbücher und wurde vielfach ausgezeichnet. William Boyd lebt mit seiner Frau in London und Südfrankreich.

Die Fotografin von William Boyd ist im Berlin Verlag erschienen. 
(JK 04/16)

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