Jüdischer Salon im Café Leonar mit Olga Grjasnowa am Donnerstag, 23. Februar

Café Leonar
Donnerstag, 23.02.2017  20.00 Uhr
Grindelhof 59, Hamburg
Eintritt: 7.50 / 10 Euro 

Jüdischer Salon: Olga Grjasnowa liest aus ihrem im März bei Aufbau neu erscheinenden Roman Gott ist nicht schüchtern, in dem sie von der Schauspielerin Amal und dem Arzt Hammoudi erzählt, die an die Revolution in ihrem Land glauben und schließlich doch aus Syrien fliehen müssen.

Amal und Hammoudi sind jung, schön und privilegiert, und sie glauben an die Revolution in ihrem Land. Doch plötzlich verlieren sie alles und müssen ums Überleben kämpfen. Sie fliehen. 

„Amal schaut den Frauen auf der Straße nach. Plötzlich wird ihr bewusst, dass sie nicht mehr dazugehört. Niemand beachtet sie mehr. Wo ist ihr Haus? Ihre Karriere? Und ihre Straße, die immer nach Jasmin roch? Wo sind ihre Bücher und Schallplatten? Wo die Freunde und Verwandten? Die Partys und der Sommer vor dem Pool? Die Welt hat eine neue Rasse erfunden, die der Flüchtlinge, Refugees, Muslime oder Newcomer. Die Herablassung ist in jedem Atemzug spürbar.“

Als die syrische Revolution ausbricht, feiert Amal ihre ersten Erfolge als Schauspielerin und träumt von kommendem Ruhm. Zwei Jahre später wird sie im Ozean treiben, weil das Frachtschiff, auf dem sie nach Europa geschmuggelt werden sollte, untergegangen ist. Sie wird ein Baby retten, das sie fortan ihr Eigen nennen wird.

Hammoudi hat gerade sein Medizinstudium beendet und eine Stelle im besten Krankenhaus von Paris bekommen. Er fährt nach Damaskus, um die letzten Formalitäten zu erledigen. Noch weiß er nicht, dass er seine Verlobte Claire niemals wiedersehen wird. Dass er mit hundert Wildfremden auf einem winzigen Schlauchboot hocken und darauf hoffen wird, lebend auf Lesbos anzukommen. In Berlin werden sich Amal und Hammoudi wiederbegegnen: zwei Menschen, die alles verloren haben und nun von vorn anfangen müssen.

Olga Grjasnowas Romane erinnern uns immer wieder daran, dass es nicht nur diese eine Welt vor unserer Haustür gibt, sondern sehr viele Welten, und dass es sich lohnt, sie kennenzulernen. Ihr neues Buch ist ein erschütterndes Dokument unserer Zeit.

Olga Grjasnowa wurde 1984 in Baku, Aserbaidschan, geboren. Längere Auslandsaufenthalte führten sie nach Polen, Russland, Israel und Türkei. Für ihren vielbeachteten Debütroman Der Russe ist einer, der Birken liebt wurde sie mit dem Klaus-Michael Kühne-Preis und dem Anna Seghers-Preis ausgezeichnet. Zuletzt erschien 2014 Die juristische Unschärfe einer Ehe. Beide Romane wurden für die Bühne dramatisiert. Olga Grjasnowa lebt mit ihrer Familie in Berlin.

Gott ist nicht schüchtern von Olga Grjasnowa ist bei Aufbau erschienen. 
(JK 02/17)

Keine Kommentare: