Petros Markaris und Esmahan Aykol beim 9. Harbour Front Literaturfestival am Sonntag, 17. September

9. Harbour Front Literaturfestival
Zentralbibliothek der Hamburger Bücherhallen
Sonntag  17.09.2017  14.30 Uhr  

Hühnerposten 1 (Eingang: Arno-Schmidt-Platz), Hamburg
Eintritt: 10 Euro
Petros Markaris und Esmahan Aykol im Gespräch über Kriminalromane und Istanbul – Heimat und Exil.  Annalena Schmidt liest die deutschen Texte und Birgit Hasselbusch moderiert den Abend.

Esmahan Aykol, geboren 1970 in Edirne in der Türkei, ist Schöpferin der sympathischen Kati-Hirschel-Romane. Die Romanfigur ist eine frühe literarische Referenz der Autorin an die Geschichte deutscher Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen, die zwischen 1933 und 1945 Exil in der Türkei gefunden haben. Kati Hirschel wird als Istanbuler Krimibuchhändlerin mit deutschen Wurzeln eingeführt. Diese Wurzeln weisen deutliche Bezüge zu dem Juristen und Rechtssoziologen Ernst Eduard Hirsch auf, der im März 1933 wegen seiner jüdischen Herkunft aus seinem Amt als Richter entlassen worden war. 

Sie tanzt Tango, wohnt in einer schicken Wohnung mitten in Istanbul, die Liebhaber kommen und gehen – doch seit kurzem schwebt die Modejournalistin Nil in Lebensgefahr. Kati Hirschel begleitet in dem Krimi Istanbul Tango, erschienen bei Diogenes, ihren liebeskranken Angestellten Fofo zu einer Wahrsagerin – und kriegt gleich selbst eine Weissagung: Eine Leiche tauche bald in ihrer nahen Umgebung auf. Das ist für eine Krimibuchhändlerin und leidenschaftliche Leserin nichts Ungewöhnliches. Doch als sie hört, dass eine Bekannte von ihr in kritischem Zustand auf der Intensivstation liegt, wird Kati klar, dass die Wirklichkeit ihr mehr abverlangt, als mit einem Buch in der Hand auf dem Sofa zu sitzen: Hier sind ihre detektivischen Fähigkeiten gefragt. Bald findet Kati heraus, dass Nil, bevor sie eingeliefert wurde, an einem Roman arbeitete. Und der ist, obwohl er im fernen Argentinien spielt, gewissen Leuten ein Dorn im Auge.

Istanbul Tango von Esmahan Aykol ist bei Diogenes erschienen.

Petros Markaris, Sohn eines armenischen Kaufmannes und einer griechischen Mutter, verlebte seine Jugend in Istanbul, der Stadt, zu der er immer noch den größten Bezug hat. „Jeder, der mich als Menschen oder Schriftsteller kennt, weiß, dass ich keine Heimat habe, sondern nur eine Heimatstadt: Istanbul. Jetzt, in meinem 80. Lebensjahr, verliere ich auch meine Heimatstadt. Einerseits ist das ein sehr bitteres Gefühl. Andererseits kann ich mich von meiner Heimatstadt nicht trennen.“

Sieben Geschichten über Irrfahrer und Glückssucher in Griechenland, Deutschland und in der Türkei sind in dem Buch Der Tod des Odysseus, erschienen bei Diogenes, zusammengestellt worden. Über Verbrechen aus Hass, Neid und Angst gegenüber Rivalen und Fremden. Auch Kommissar Charitos tritt auf und beweist einmal mehr, dass finstere Zeiten nur mit Humor und Zusammenhalt zu überstehen sind. Der große griechische Krimiautor Petros Markaris – selbst ein Grenzgänger zwischen den Kulturen – gibt sich hier sehr persönlich.

Der alte Bettwarenhändler Odysseus hat niemanden mehr außer seinen Katzen. Als eine von ihnen stirbt, beschließt er, die übrigen ins Tierheim zu geben, Athen den Rücken zu kehren und seine letzten Lebensjahre in seiner geliebten Heimatstadt Istanbul zu verbringen. Doch als er dort ankommt, ist er nicht erwünscht. Petros Markaris versetzt den Mythos von der Irrfahrt des Odysseus in unsere Zeit. Die vorliegenden Geschichten handeln von Menschen, die wie der antike Held in der Fremde unterwegs sind, viele Prüfungen zu bestehen haben, dem Sirenengesang der Hoffnung lauschen und brutalen Widersachern ausgesetzt sind. Doch nicht nur unterwegs, sondern auch in der Heimat lauert Gefahr. In zwei Fällen ermittelt Kostas Charitos in Athen und stellt erstaunt fest, dass die griechische Kulturszene von Neidern und Verbrechern durchdrungen ist.

Der Tod des Odysseus von Petros Markaris ist bei Diogenes erschienen.
(JK 09/17)

Keine Kommentare: