Literaturhaus
Dienstag, 03.04.2018 19.30
Uhr
Schwanenwik 38, Hamburg
Eintritt: 8 / 12 Euro
In nächster Nähe so fern: Peter Stamm liest aus seinem
neuen Roman Die sanfte Gleichgültigkeit der Welt, der bei S. Fischer erschienen
ist. Katrin Schumacher moderiert den Abend.
Peter Stamm gilt als so
brillanter Erzähler, weil es ihm gelingt, in nur wenigen Sätzen und mit großer
Suggestivkraft eine ganze Welt zu eröffnen, die seine Leser sofort gefangen
nimmt – oft für eine Liebesgeschichte, die er auch in seinem neuen Buch erzählt.
Doch vor allem geht es in Die sanfte Gleichgültigkeit der Welt um die
Frage, wie wir werden, was wir sind. Und um eine unheimliche Begegnung mit dem
eigenen Ich, die dem romantischen Versuch vorausgeht, das Schicksal
nachträglich auf eine andere Spur zu locken.
Er begegnet ihm zum
ersten Mal bei einer Lesung aus seinem Romandebüt in dem Dorf, in dem er
aufgewachsen ist, verliert ihn wieder aus den Augen, dann sieht er ihn bei
einer Vorlesung an einer Universität wieder, bei der er als Gastautor eingeladen
ist. Er macht seine Adresse ausfindig und folgt ihm bald ständig, seinem
jüngeren Ich, das ihm in nächster Nähe so fern ist, wie es nur ein Doppelgänger
sein kann.
Erzählt wird uns von
diesen Begegnungen bei einer Stadtwanderung in Stockholm, die Christoph mit der
sehr viel jüngeren Lena unternimmt, der Wiedergängerin seiner großen Liebe
Magdalena. Mit ihr leuchtet er den Möglichkeitsraum seines Lebens aus. Zuerst
als sehr alter Mann, dem die junge Geliebte vielleicht auch nur als
Traumgespinst erscheint oder als Abschiedsphantasie des Lebens. In Stockholm
erzählt er ihr sein Leben, das untrennbar mit ihrem verbunden ist, obwohl er
sie vor vielen Jahren verlassen und aus den Augen verloren hat. Chris, sein
jüngeres Ich, findet mit Lena dagegen in einer anderen Verkettung von Zufall
und Bestimmung sein Glück. Was auch immer das in diesem romantischen Kosmos
bedeuten mag, der irgendwo zwischen der Wirklichkeit schwebt und diesem Tisch
der Sehnsucht, der nie leer wird.
Peter Stamm, geboren
1963, studierte einige Semester Anglistik, Psychologie und Psychopathologie und
übte verschiedene Berufe aus, u.a. in Paris und New York. Er lebt in der
Schweiz. Seit 1990 arbeitet er als freier Autor. Er schrieb mehr als ein
Dutzend Hörspiele. Seit seinem Romandebüt Agnes 1998 erschienen sechs
weitere Romane, fünf Erzählungssammlungen und ein Band mit Theaterstücken sowie
unter dem Titel Die Vertreibung aus dem Paradies seine Bamberger
Poetikvorlesungen.
Die sanfte Gleichgültigkeit der Welt von Peter Stamm ist bei S. Fischer erschienen.
(JK 03/18)
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