Aleksandar Hemon: Liebe und Hindernisse (Knaus)

Eine Sammlung von Kurzgeschichten, Stories die zwischen Joseph Conrad und Led Zeppelin schwingen, ist Aleksandar Hemons neues Werk Liebe und Hindernisse, das bei Knaus erschienen ist.

Sein Roman Lazarus war die Entdeckung des Frühjahrs 2009. Seine Stories lesen sich wie ein Entwicklungsroman und sind voller Poesie, unprätentiöser Lebensweisheiten, mit einer gehörigen Portion Selbstironie. Und das alles in einer Sprache, die süchtig macht.

„Es gibt immer einen Tunnel am Ende des Lichts.“ Bogdan, der jugendliche Held in den Geschichten von Aleksandar Hemon, lässt sich schon mit Sechzehn nicht von sinnlosen Sprüchen irritieren. Auch wenn ein Aufenthalt in Afrika ihm zeigt, dass er noch nicht einmal ahnt, was er alles nicht weiß, auch wenn der bosnische Krieg ihn heimatlos macht und ein Pulitzer-Preisträger sein Selbstbewusstsein als Schriftsteller hart auf die Probe stellt. Wie unwegsam und steil die Straße des Lebens auch sein mag, eines hat er verstanden: Es gibt keinen Weg zurück ins Paradies, aber wir können wenigstens versuchen, so hoch wie möglich zu steigen.

Frech, herrlich schräg und voller hintergründigem Humor erzählt Aleksandar Hemon die Geschichten Bogdans, der sich durch nichts und niemanden am Erwachsenwerden und am Dichten hindern lässt. Aleksandar Hemons Werke sind autobiographisch, arbeiten seine eigene persönliche Geschichte auf. Sie handeln von den Erinnerungen an seine Kindheit und seinem Leben fernab der Heimat im selbst gewählten Exil. Besonders schön ist hier die Symbiose von seinem Leben in einer neuen Heimat – den USA – und das in seiner alten Heimat Bosnien. Er schätzt die Freiheiten in seiner neuen Heimat und legt dennoch die Gefühlswelt der alten Heimat nicht ab. Dies führt zu einem gehaltvollen Schreiben. Bei seinem neuen Buch nähert er sich einer Literaturgattung seiner neuen Heimat, den Kurzgeschichten – Short Stories. Und so trägt sein Buch auch bereits diesen Untertitel Stories. Hemon ist ein großer Erzähler, dem man nur allzu gerne in seinen Geschichten dahin folgt, wo er den Leser mitnimmt.

Aleksandar Hemon wurde 1964 als Kind einer serbischen Mutter und eines bosnischen Vaters in Sarajevo geboren. Sein Großvater Teodor Hemon kam vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs aus der Ukraine nach Bosnien; beide Länder gehörten damals zu Österreich-Ungarn. Als Aleksandar Hemon sich 1992 im Rahmen eines Kulturaustauschs in den USA aufhielt und vom Beginn der Belagerung seiner Heimatstadt erfuhr, beschloss er, im Exil zu bleiben. Seit 1995 schreibt er auf Englisch und veröffentlicht regelmäßig unter anderem in The New Yorker, Granta und The Paris Review. Die MacArthur Foundation zeichnete Aleksandar Hemon 2004 mit dem „Genius Grant“ aus. Spätestens seit seinem international gefeierten Roman Lazarus gehört er zu den meist beachteten Stimmen der amerikanischen Gegenwartsliteratur. Mit Lazarus stand er in Deutschland auf der Shortlist des Internationalen Buchpreises 2009. Aleksandar Hemon lebt in Chicago.

Liebe und Hindernisse. Stories von Aleksandar Hemon ist bei Knaus erschienen.
(JK 09/10)

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