Garry Disher: Rostmond (Unionsverlag)

Mit Rostmond ist im Unionsverlag ein weiterer Roman von Gary Disher um den australischen Inspector Challis erschienen. Kulisse für den neuen Fall ist die australische Variante der Spring Break, wenn die jungen College-Studenten ausrücken, um sich ungestört von den Eltern hemmungslos gehen zu lassen.

Scharen von Schulabgängern fallen zum Feiern ihres Abschlusses auf der Peninsula ein, und die Polizei von Waterloo hat alle Hände voll zu tun. Als wäre das nicht genug, halten zwei schwere Verbrechen Hal Challis und Ellen Destry in Atem: Der Inspector und seine Kollegin müssen den brutalen Überfall auf den Kaplan einer Privatschule und den Mord an einer jungen Frau untersuchen, die sich für den Erhalt eines Fischerhäuschens einsetzte.

Zusätzlicher Druck wird von einem bekannten Politiker ausgeübt, der mit der Polizei noch eine Rechnung offen hat. Dass Hal und Ellen seit Neuestem ein Liebespaar sind, macht die Sache nicht gerade einfacher – und verstößt obendrein gegen das Polizeireglement.

Die amerikanische Spring Break ist wohl eine der abstoßenden Phänomene der Jugendkultur, die von den USA ausgehend ihren Siegeszug rund um die Welt angetreten hat. Auch in Rostmond kommen die bekannten Exzesse wie totaler Vollrausch, Vergewaltigungen, Schlägereien, Sachbeschädigungen und Diebstähle vor. Die Polizei hat alle Hände voll zu tun, die außer Rand und Band geratenen jugendlichen Partygänger zur Räson zu bringen. Um dieses Ereignis herum spinnt Gary Disher eine Vielzahl von Handlungssträngen. Im Mittelpunkt steht die männliche Gewalt, die sich in verschiedenen Formen manifestiert. Gary Disher benutzt die Form des Krimis, um Themen dort einzubringen, sie von allen Seiten zu betrachten, sie weiter zu verfolgen oder sie auch schon mal fallen zu lassen. Gerne nimmt er das Bild australischer Kleinbürgeridylle, die hier wie anderswo den Mief einer eng umrissenen Welt atmet. Trotz der Thematisierung einzelner Probleme hat Gary Disher einen spannenden Krimi geschrieben, der es eben schafft, über den Tellerrand zu blicken.

Garry Disher, 1949 geboren, wuchs im ländlichen Südaustralien auf und lebt an der Südküste in der Nähe von Melbourne. Er schreibt Romane, Kurzgeschichten, Kriminalromane und Kinderbücher. Sein Roman The Sunken Road wurde für den Booker-Preis vorgeschlagen. Für Beweiskette gewann er 2007 den wichtigsten australischen Krimipreis, den Ned Kelly Award. Gary Disher wurde zudem zweimal mit dem Deutschen Krimi Preis ausgezeichnet.

Rostmond von Garry Disher ist im Unionsverlag erschienen.
(JK 10/10)

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