Horacio Castellanos Moya: Der schwarze Palast (S. Fischer)

Der Roman Der schwarze Palast des salvadorianischen Schriftstellers Horacio Castellanos Moya berichtet von einer kurzen Phase der Hoffnung in dem kleinen zentralamerikanischen Land El Salvador vor fast 70 Jahren. Erschienen ist dieser hervorragende Roman bei Fischer. Begonnen hat den Castellanos Moya seinen Roman übringens in Frankfurt am Main, wo er im Rahmen des Programms „Städte der Zuflucht“ für ein Jahr lebte.

El Salvador 1944, der Zweite Weltkrieg wetterleuchtet in der Ferne: Der Journalist Pericles sitzt wegen seiner kritischen Artikel im Kerker, seine Frau Haydée besucht ihn täglich und versorgt ihn mit Informationen und Nahrung. Doch die Situation spitzt sich zu. Es kommt zu einem Putsch, der die Familie auseinander reißt: Während Pericles nicht freikommt, organisiert Haydée unter dem Deckmantel von Familienfesten den Widerstand der Frauen. Ihr jüngster Sohn geht in den Untergrund und der ältere außer Landes – in einer Kutte getarnt kämpft er sich mit Verve und Witz durch die Mangroven.

Castellanos Moya hat den Roman in der Oberschicht El Salvadors angesiedelt, wo eine Frau durch Umstände aus ihrer nächsten Umgebung von einer unpolitischen Person zu einer Frau heranreift, die bewusst nach und nach die Fronten wechselt und den zivilen Widerstand unterstützt. Beachtlich an diesem Werk ist, dass der Autor es schafft das ernste Thema nicht zu überfrachten und ihm komische Momente zu verleihen. So sind die Dialoge der beiden auf der Flucht befindlichen Clemente und Jimmy mit viel Witz garniert und entbehren nicht einer gewissen Situationskomik. Castellanos Moya ist ein Familienroman gelungen über Menschen, die in der Not zu ihrer Größe finden.

Horacio Castellanos Moya, 1957 in Honduras geboren, lebte und studierte in San Salvador und Kanada und arbeitete zehn Jahre als Journalist in Costa Rica und Mexiko. Von 1981 bis 1984 engagierte er sich im Bürgerkrieg auf Seiten der Guerilleros. 1988 wurde sein erster Roman mit dem Premio Nacional de Novela der Universität El Salvador ausgezeichnet, es folgten vierzehn weitere Bücher. Auf die Veröffentlichung von El asco. Thomas Bernhard in San Salvador aus dem Jahr 1997 folgten Morddrohungen. Er lebte in Mexiko und Europa (u.a. in Frankfurt als Gast des Programms „Städte der Zuflucht“) und jetzt in den USA.

Der schwarze Palast von Horacio Castellanos Moya ist bei Fischer erschienen.
(JK 07/10)

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