
Literaturhaus Hamburg
Dienstag, 22.03.2011 20.00 Uhr
Schwanenwik 38, 22087 Hamburg
Eintritt: 6 – 10 Euro
Karl Ove Knausgård liest aus seinem Buch Sterben, das bei Luchterhand erschienen ist. Matthias Brandt liest den deutschen Text, Paul Berf moderiert.
Es ist ein unerhörtes Projekt, ein literarischer Wahnwitz, zu Worten geronnene Megalomanie, der sich der 1968 geborene norwegische Autor Karl Ove Knausgård verschrieben hat. Auf sechs Bände hat er seine provokativ Min Kamp betitelte Autobiografie angelegt. Der erste Teil, Sterben, ist soeben bei Luchterhand in der Übersetzung von Paul Berf erschienen und gilt schon jetzt auch hierzulande als die literarische Sensation des Jahres, nachdem das norwegische Feuilleton monatelang über beinahe nichts anderes diskutierte und abwechselnd „Nobelpreis”, „Marcel Proust” und „Judasliteratur” raunte. In einer gewagten Mischung aus Erinnerungen und Fiktion erzählt der Norweger seine ersten Lebensjahrzehnte sozusagen in Echtzeit nach. Der erste Band spürt dem Leben und Sterben des Vaters nach und positioniert das Ich in der Welt, in dem er die widerstreitenden Gefühle gegenüber dem Erzeuger ungeschützt zugänglich macht. Im Persönlichen liegt das Allgemeine, und deshalb ist Sterben so ein wichtiges Buch: „Unsere Gegenwart hungert danach, die Wirklichkeit so beschrieben zubekommen, dass sie als real erlebt wird. Knausgård hat diesen Hunger für die nächste Zeit gestillt”, schreibt die Tageszeitung Politiken.
Knausgårds Text gewinnt seine suggestive Kraft aus der hyperrealistischen Beschreibung, die die literarische Überhöhung des erzählenden Ich außen vor lässt und stattdessen nach der philosophischen Durchdringung des Gewesenen strebt: „Wenn uns der Tod als Phänomen nicht ängstigt, woher rührt dann dieses Unbehagen angesichts der toten Körper? Es muss entweder bedeuten, dass es zwei Arten von Tod gibt, oder dass ein Widerspruch existiert zwischen unserer Vorstellung vom Tod und dem Tod, wie er in Wahrheit beschaffen ist.” Der zweite Band Lieben erscheint im Frühling nächsten Jahres bei uns. Karl Ove Knausgård hingegen arbeitet mittlerweile an den letzten der 3000 Seiten seines Mammutprojekts.
Sterben von Karl Ove Knausgård ist bei Luchterhand erschienen.
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