Literaturhaus
Dienstag, 01.10.2013 19.30 Uhr
Schwanenwik
38, 22087 Hamburg
Eintritt:
8 – 10 Euro
Georg
Klein liest im Literaturhaus aus seinem Buch Die Zukunft des Mars, das bei Rowohlt erschienen ist. Jutta Person moderiert
den Abend.
„Fast
eine Art von Rettung“
Man muss
Georg Klein, wie es manche Kritiker in den letzten Jahren gern taten, nicht
gleich mit E. T. A. Hoffmann, mit Poe oder Kafka vergleichen, um festzustellen,
dass es sich hier um keinen dieser weichgekochten Durchschnittsschriftsteller
handelt, die ihre Leser mit Illustriertenprosa beglücken und dafür auch noch
ausgezeichnet werden. Tatsächlich ist Klein ein romantischer Dekonstruktivist,
der sich sozusagen als mondsüchtiger Wolf im Schafspelz daran gemacht hat, die
Genreliteratur der Moderne ins grelle Licht einer Gegenwart zu zerren, die dem
Phantastischen, Utopischen, Gespenstischen und Abseitigen nur noch in seiner parodistischen
Verklappung eine Erkenntnis abgewinnt. Als „Horrorroman“ tarnte sich Georg
Kleins Die Sonne scheint uns, nach Libidissi und Barbar Rosa, die als Agentenroman und Detektivgeschichte
daherkamen. Für seinen Roman Sünde Güte
Blitz hat Klein ein Science-Fiction-Setting mit dem Lore-Stoff eines
kitschigen Ärzteromans verschränkt – Happy End inklusive und ein Leseerlebnis
auch. In seinem zuletzt erschienenen und mit dem Preis der Leipziger Buchmesse
ausgezeichneten Roman unserer Kindheit
lockt Klein seine Leser schließlich in eine Welt der Mythen und Märchen, in der
ein Kindermörder in Gestalt eines Bären sein Unwesen treibt.
In diesem Herbst
ist nun im Rowohlt Verlag der Roman Die
Zukunft des Mars erschienen, ein Science Fiction, erneut ein Genreroman
also, und ein wunderschön gestaltetes Buch, das gewiss, wie es auf dem
Buchrücken heißt, nicht nur „fast eine Art von Rettung“ im Allerlei der
Herbstnovitäten ist. Es erzählt aus einer Zeit, in der die Erde verwüstet ist,
aber immerhin brauchen die Mars-Kolonisten keine Atemgeräte mehr. Der Kontakt
zur Mutterzivilisation und ihrer einstigen Hochtechnologie ist längst
abgerissen. Sie, die Nachfahren der ersten Siedler, leben in einer
analphabetischen Gesellschaft zusammen, in der nicht alles „von Wörtern
angerührt, von Sätzen umtastet“ wird. Ganz verloren ist die Welt der Schrift
und des Schreibens jedoch noch nicht: ein junger Hilfsarzt studiert die als
unlesbar geltenden heiligen Bücher und beginnt sogar, die leeren letzten
Blätter mit eigenen Beobachtungen zu füllen. Er tut es heimlich, gegen jedes
Gebot – während eine rätselhafte Wesenheit aus den Tiefen des Marsgesteins
heraufdrängt an die Oberfläche des Planeten.
Die
Zukunft des Mars von Georg Klein ist bei Rowohlt erschienen.
(JK 09/13)
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