Rhidian Brook: Niemandsland (C. Bertelsmann)

Ein selten beschriebenes Kapitel deutscher Geschichte hat der britische Autor Rhidian Brook in seinem Roman Niemandsland, der bei C. Bertelsmann erschienen ist, als Thema.
 
Hamburg 1946 – wenn aus Feinden Freunde werden. Ein englischer Offizier soll für die Entnazifizierung und den Wiederaufbau Deutschlands sorgen. Colonel Lewis Morgan wird mit seiner Familie in ein herrschaftliches Haus an der Elbe einquartiert. Seine Frau kann aber nicht verstehen, dass der Hausbesitzer Stefan Lubert nicht ausziehen muss. Sie findet die Idee, mit dem Feind unter einem Dach zu wohnen, unerträglich. Doch als sie den Alltag teilen, erkennt sie, wie grob und falsch ihr Bild von den Deutschen war. Nach und nach entwickelt sich eine unerhörte Nähe zwischen ihr und Stefan Lubert …

Rhidian Brooks eigene Familiengeschichte gab ihm die Vorlage zu seinem Roman. Sein Großvater, Walter Brook, bekam in Hamburg im Jahr 1946 ein beschlagnahmtes Haus zugewiesen und traf die ungewöhnliche Entscheidung, es mit den Eigentümern zu teilen, anstatt sie zu enteignen. Der Autor beschreibt das in Trümmer liegende Hamburg in seiner Verelendung, dem allgegenwärtigen Überlebenskampf und psychischen Zerrüttung. Er bringt die Feinde auf einer kaum bekannten menschlichen Ebene zusammen. Beide haben im Krieg unsagbar gelitten, der eine hat gewonnen und möchte dem Unterlegenen die Hand reichen. Diese menschliche Ebene erzeugt einen ungewohnten Blickwinkel in einer eigenen intensiven Form. Der Autor vermittelt diesen sich abzeichnenden Aufbruch, der für die Menschen Hoffnung gibt auf ein Leben nach dem verheerenden Krieg, der alles Gewohnte unwiederbringlich zerstört hat.


Rhidian Brook, geboren 1964, schreibt Drehbücher für Film und Fernsehen, Kurzgeschichten und Romane. Sein Debut The Testimony of Taliesin Jones wurde vielfach ausgezeichnet, u .a. mit dem Somerset Maugham Award. Er lebt mit seiner Familie in London.


Niemandsland
von Rhidian Brook ist bei C. Bertelsmann erschienen.
 
(JK 07/14)

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