Katja Kettu: Wildauge (Galiani Berlin)

Finnland – Ehrengast 2014 der Frankfurter Buchmesse

Katja Kettus Roman Wildauge, erschienen bei Galiani Berlin, ist ein Buch mit einer rauen Seele. Eine unmögliche Liebe in einer unmöglichen Zeit. Katja Kettus großer Roman – archaisch, sinnlich, erdig, rau, war wochenlang auf Platz 1 der finnischen Bestsellerlisten.

Lappland im Sommer 1944. Als Johannes Angelhurst ihr zum ersten Mal begegnet, ist sie gerade dabei, der Tochter des Schnapshändlers bei einer schweren Geburt zu helfen. Ihr Blick ist so frei und ungestüm – fast wie der eines wilden Tieres. Sie ist die Hebamme von Petsamo. Die meisten Dorfbewohner finden sie seltsam und begegnen ihr mit zwiespältigen Gefühlen, weil sie zu viel über das Geheimnis von Leben und Tod weiß.

Johannes ist deutscher Offizier, er soll als Fotograf die finnischen Verbündeten porträtieren. „Wildauge“ – so der Spitzname der Hebamme – fühlt sich sofort zu dem schweigsamen Mann in seiner schwarzen Uniform hingezogen. Sie ist sich sicher: Er ist ihr Mann. Überallhin würde sie ihm folgen, so stark sind Bestimmung und Begehren. Und so lässt sie sich, als er in ein Kriegsgefangenenlager abkommandiert wird, dort als Krankenschwester einschleusen. Zwischen beiden entbrennt eine bedingungslose, wilde Leidenschaft. Doch im Lager passieren grauenvolle Dinge. Keiner darf in die Nähe des Kuhstalls, in den die weiblichen Gefangenen gebracht werden. Und Johannes, der den Auftrag bekommen hat, ein riesiges Bassin auszuheben, schüttet immer größere Mengen einer Droge in sich hinein, die ihn stumpf und brutal macht.

Katja Kettu nimmt nicht nur ihre Figuren, sondern auch ihre Leser in die Mangel. Ein kantiges, eigensinniges Buch mit einem überbordenden Reichtum an urwüchsigen Bildern und Wendungen. Die Zeit urteilt: „Das Buch lebt von seiner Sprache und Symbolik. (…) Weil der Krieg selbst in intimste Momente eine Atmosphäre größter Bedrohung trägt, produziert er Misstrauen und Angst, Abstumpfung und Brutalität – aber ebenso eine eigentümlich intensive Liebe, die Unsicherheit durch Leidenschaft kompensiert.“

Katja Kettu, Jahrgang 1978, gehört zu einer Gruppe junger Autoren in Finnland, die sich der deutschen Besatzungszeit mit einem neuen, freien Blick nähern. Ihr Roman Wildauge beruht auf den Aufzeichnungen ihrer Großmutter. Er wurde hoch gelobt und stand wochenlang auf Platz 1 der finnischen Bestsellerliste. Er wird in 13 weitere Sprachen übersetzt.

Wildauge von Katja Kettu ist bei Galiani Berlin erschienen.
(JK 10/14)

Keine Kommentare: