Hotel
Wedina
Sonntag, 02.11.2014 17 Uhr
Gurlittstraße
23, 20099 Hamburg
Eintritt: frei
Literaten Im Hotel: Lukas Bärfuss
und Heinz Helle lesen aus ihren für den Schweizer Buchpreis nominierten
Romanen. Antje Flemming moderiert den Abend.
Die
Nominierten für den Schweizer Buchpreis 2014 machen auf ihrer Lesetour durch
Deutschland, Österreich und die Schweiz auch Station in Hamburg und
präsentieren ihre aktuellen Bücher im Literaturhotel Wedina. Die bisherigen
Preisträger Rolf Lappert, Ilma Rakusa, Melinda Nadj Abonji, Catalin Dorian
Florescu, Peter von Matt und Jens Steiner stehen für eine Schweizer Literatur,
die über alle Grenzen hinaus begeistert, und legen eine hohe Messlatte für den
literarischen Jahrgang 2014. Eine unabhängige Jury prämiert jeweils das beste
essayistische oder belletristische Werk eines Schweizer oder in der Schweiz
lebenden Autors. Der Preis ist mit 40.000 Franken dotiert.
Lukas
Bärfuss wurde 1971 in Thun geboren. Er schreibt Romane (Hundert Tage, Koala) und
Theaterstücke (u. a. Die sexuellen
Neurosen unserer Eltern, Der Bus,
Die Probe, Öl), die an großen deutschsprachigen Bühnen uraufgeführt und
weltweit gespielt werden. Er wurde mit dem Mülheimer Dramatikerpreis, dem
Mara-Cassens-Preis und 2013 mit dem Berliner Literaturpreis ausgezeichnet.
Lukas
Bärfuss hat einen gedanklich weit ausgreifenden Roman geschrieben, der über die
Frage, warum jemand willentlich den Tod gesucht hat, zu einer anderen
vordringt: Welche Gründe gibt es, sich für das Leben zu entscheiden?
Ein ganz
gewöhnlicher Mensch, sein ganz gewöhnliches Leben und sein ganz gewöhnliches
Ende. Aber nichts an dieser Geschichte in Lukas Bärfuss` neuem Roman will uns
gewöhnlich scheinen. Denn das erzählte Ende ist ein Suizid, und der ihn verübt
hat, ist sein Bruder. Auch wenn die Statistik sagt, dass für die Menschen
zwischen zwanzig und vierzig Jahren Suizid die zweithäufigste Todesursache überhaupt
ist, hilft das niemandem in seinem individuellen Schicksal. Die Fragen, die
sich unweigerlich stellen, finden nicht zu Antworten, die denen, die
zurückbleiben, wirklich Trost spenden.
Bärfuss
spürt dem Schicksal des Bruders nach, über das er zunächst wenig weiß. Und er
begegnet einem großen Schweigen. Das Thema scheint von einem großen Tabu
umstellt. Und von einem Geheimnis. Warum nannten seine Freunde ihn Koala? Wie
kam er zu diesem Namen? Und hat vielleicht der Name gar das Schicksal des
Bruders mitbestimmt; wird ein Mensch seinem Namen ähnlich? Die Geschichte der
Tierart in Australien, die heute vor der Ausrottung steht, gerät in den Blick
des Autors, und so ist das Buch auch eine Natur-Geschichte über den Umgang des
Menschen mit dem anderen Menschen, mit dem Tier, mit Gewalt überhaupt.
Heinz
Helle wurde 1978 in München geboren und studierte Philosophie in München und
New York. Er absolvierte das Schweizerische Literaturinstitut in Biel. Der beruhigende Klang von explodierendem
Kerosin ist sein erster Roman. Er wurde mit dem
Walter-Kempowski-Förderpreis ausgezeichnet und las 2014 beim
Bachmann-Wettbewerb.
Vom Leben, vom Lieben, vom Feind im eigenen Kopf
Was passiert: Ein Philosoph scheitert bei dem Versuch, seine Theorie von
Erleben mit seinem Erleben in Einklang zu bringen. Ein Mann scheitert bei dem
Versuch, eine Frau zu lieben. Einem Menschen gelingt es, in eine Kneipe zu
gehen und sich ein Fußballspiel anzuschauen.
Worum es geht: Es geht um den Geschmack von Kaffee am frühen Morgen und
um das Problem des Bewusstseins. Es geht um einen deutschen Studenten in New
York, um einen Mann und eine Frau. Es geht um ein Kind, das nicht zur Welt
kommt. Es geht um Liebe und ihr Verschwinden. Es geht um Wichtiges und
Unwichtiges und um die Frage, wie man das eine vom anderen unterscheidet. Es
geht um Philosophie. Und um Fußball.
Worum es eigentlich geht: „Vielleicht werden sie eines Tages
herausfinden, was es bedeutet, ich zu sein. Dann werden sie sagen: Wir wissen,
was Bewusstsein ist. Sie werden endlich die Kontrolle bekommen über das Ich.
Dann werde ich hingehen zu ihnen und sagen: Ich darf nicht aufhören, sie zu
lieben, niemals. Können Sie da was machen?“ Der
beruhigende Klang von explodierendem Kerosin ist ein Roman über Glück.
Koala von
Lukas Bärfuss ist bei Wallenstein erschienen. Der
beruhigende Klang von explodierendem Kerosin von
Heinz Helle ist bei Suhrkamp erschienen.
Die Lesung wird in Kooperation
mit dem SBVV, der Pro Helvetia und der Schweizerischen Botschaft veranstaltet.
(JK 10/14)
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