Ulrike Draesner liest am Mittwoch, 3. Dezember, im Medizinhistorischen Museum Hamburg

Medizinhistorisches Museum Hamburg. Universitätsklinikum
Mittwoch, 03.12.2014  18.00  Uhr                       
Hörsaal im Fritz Schumacher-Haus N30b, Hamburg
Eintritt: 5 – 7 Euro (inkl. Museumseintritt)

Im Medizinhistorischen Museum Hamburg stellt Ulrike Draesner ihren Roman Sieben Sprünge vom Rand der Welt vor, der bei Luchterhand erschienen ist.

Als „großes Prosawerk“ (Der Standard) über Krieg, Flucht und Vertreibung wurde Ulrike Draesners Roman „Sieben Sprünge vom Rand der Welt“ in der Literaturkritik in den vergangenen Monaten gefeiert. In ihrem Roman verschränkt Ulrike Draesner die Lebenswege der schlesischen Grolmanns mit dem Schicksal einer aus Ostpolen nach Wrocław vertriebenen Familie. Vier Generationen kommen in einem Kaleidoskop der Erinnerungen zu Wort, die sich zu immer neuen Bildern fügen. Sie zeigen, wie die durch Flucht und Vertreibung ausgelösten Traumata weiterwirken und wie sich seelische Landschaften von einer Generation in die nächste weitervererben. Die Geschichten der Grolmanns und der Nienaltowskis werden zum Spiegel von hundert Jahren mitteleuropäischer Geschichte. Sie erzählen von den Mühen und Seligkeiten zwischen Eltern und Kindern, von Luftwurzeln, Freiheit und Migration.

Simone Grolmann ist 52, etabliert und angesehen, Professorin für Verhaltensforschung, Mutter einer Tochter, ein analytischer Mensch. Und doch hat sie Angst. Angst vor Schnee. Die Angst ist tief in ihr, versunken wie der Breslauer Wald, durch den ihr Vater, sein behinderter Bruder Emil und Lilly, die Mutter der beiden, in der Nacht vom 19. auf den 20. Januar 1945 stapften, bei minus 21 Grad: drei Menschen mit drei durchweichten Pappkoffern. 17 Jahre vor Simones Geburt war das, und doch ist es ihre eigene Angst.
Simone liebt ihren Vater Eustachius – und kommt ihm gleichwohl nicht nah. Eustachius Grolmann, 83, ist ein Kriegskind. Aufgewachsen im Propagandastaat, 1945 aus Schlesien in den Westen geflohen. Noch immer wird er von den Erinnerungen an die Flucht und den Tod seines Bruders heimgesucht. „Sei froh, dass du lebst.“ Diesen Nachkriegssatz hat er sich selbst so oft vorgesagt, bis er glaubte, das, was er spürte, könnte nun endlich dieses Frohsein sein.

Ulrike Draesner, 1962 in München geboren, gilt als eine der profiliertesten deutschsprachigen Autorinnen der Gegenwart. Vor allem für ihre Gedichte und Romane wurde sie mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Joachim-Ringelnatz-Preis für Lyrik (2014), dem Roswitha-Preis (2013) und dem Solothurner Literaturpreis (2010). Sie studierte Rechtswissenschaft, Anglistik, Germanistik und Philosophie in München und Oxford. 1992 promovierte sie in Germanistischer Mediävistik und war von 1989 bis 1993 wissenschaftliche Assistentin an der LMU München. Seit 1994 lebt Ulrike Draesner, nach längeren Aufenthalten in England, als freie Autorin in Berlin. Neben ihren Lyrikbänden und Prosawerken hat sie auch Übersetzungen aus dem Englischen verfasst und an verschiedenen intermedialen Projekten mitgewirkt.

Sieben Sprünge vom Rand der Welt von Ulrike Draesner ist bei Luchterhand erschienen.
(JK 11/14)

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