St. Pauli Theater
Mittwoch, 25.03.2015 20.00 Uhr
Spielbudenplatz
29/30, Hamburg
Eintritt: 18 Euro
Mit Mario Puzos „Der Pate“
erfahren wir von „wilder Begierde“ und „blutgeschwollener Muskelmasse“, mit
Hermann Hesses „Goldmund“ von „Strömen“, für die „weder Worte noch Gedanken
vonnöten“ sind. Dieser „glutvollen Prosa“, verrät er in der Einleitung, haben
wir „eine literarische Stellensuche“ der ganz besonderen Art zu verdanken:
Rainer Moritz, Leiter des Hamburger Literaturhaus, Fußball- und Schlagerfan,
vom Hamburger Senat im Januar mit dem Ehrentitel „Professor“ geehrt, ist durch
die frühe Hesse- und Puzo-Lektüre klar geworden, „dass es den meisten
Autorinnen und Autoren leichter fällt, einen menschenleeren Strand, ein
abstoßendes Einkaufscenter oder einen blutrünstigen Mordfall zu beschreiben als
den sexuellen Akt“. Dennoch kommt in den letzten Jahren kaum noch ein Roman
ohne Fellatio und Cunnilingus, Missionar, Reiter, Löffelchen und Co. daher.
Rainer Moritz hat das zu der Frage veranlasst: „Wer hat den schlechtesten
Sex?“– und die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ feiert ihn für seine Geschichte
mit Wahnsinns-Höhepunkten in der Literatur fröhlich als „Doktor Sommer der
Narratologie“.
Nach einem kleinen Ausflug in die deutsche Nachkriegsliteratur, die kaum Sex zu bieten hat, kommt Moritz mit der „Schwierigkeit, gut über Sex zu schreiben“ und einem Zitat von Jonathan Franzen schnell zur Sache. Der amerikanische Großmeister erweist sich eindeutig als stilloser Stümper an „Klitoris“ und „Schaft“ und es stellt sich mit der Literaturkritikerin Ursula März die kardinale Frage, ob die Literatur, sobald sie sich „mit körpernaher Liebe abgibt“, nicht grundsätzlich „mehr oder weniger peinlich“ wird. Moritz kommt zu einem anderen Schluss: „Literatur darf antörnen, natürlich, und Literatur, die das tut, ist durchaus satisfaktionsfähig“. Vom „Matratzendesaster“ über „Das große Fressen“ und „Intellektuelle Nummern“ bis zum „Scheiden schlämmen“ wird er dann jedoch fündig, stöhnend kommen Helene Hegemann, Elfriede Jelinek, Michael Kleeberg, Charlotte Roche, Hans Joachim Schädlich, Clemens J. Setz, Martin Walser und auch Ralf Rothmann zu Wort: „Sie mag es sehr, die Professorin, wenn er sie Miststück oder Fotze nennt, und lässt alles mit sich machen und bleibt offen für das meiste, solange sie am Ende ihren Orgasmus hat. Und der ist nach wie vor von jener unglaublichen Glut, die im Gedicht die Kerzen im Schnee entfacht.“
Nach einem kleinen Ausflug in die deutsche Nachkriegsliteratur, die kaum Sex zu bieten hat, kommt Moritz mit der „Schwierigkeit, gut über Sex zu schreiben“ und einem Zitat von Jonathan Franzen schnell zur Sache. Der amerikanische Großmeister erweist sich eindeutig als stilloser Stümper an „Klitoris“ und „Schaft“ und es stellt sich mit der Literaturkritikerin Ursula März die kardinale Frage, ob die Literatur, sobald sie sich „mit körpernaher Liebe abgibt“, nicht grundsätzlich „mehr oder weniger peinlich“ wird. Moritz kommt zu einem anderen Schluss: „Literatur darf antörnen, natürlich, und Literatur, die das tut, ist durchaus satisfaktionsfähig“. Vom „Matratzendesaster“ über „Das große Fressen“ und „Intellektuelle Nummern“ bis zum „Scheiden schlämmen“ wird er dann jedoch fündig, stöhnend kommen Helene Hegemann, Elfriede Jelinek, Michael Kleeberg, Charlotte Roche, Hans Joachim Schädlich, Clemens J. Setz, Martin Walser und auch Ralf Rothmann zu Wort: „Sie mag es sehr, die Professorin, wenn er sie Miststück oder Fotze nennt, und lässt alles mit sich machen und bleibt offen für das meiste, solange sie am Ende ihren Orgasmus hat. Und der ist nach wie vor von jener unglaublichen Glut, die im Gedicht die Kerzen im Schnee entfacht.“
Rainer Moritz
präsentiert seine „literarische Stellensuche“ im St. Pauli Theater zusammen mit
Anne Weber und Stephan Schad, die aus den „sündigen“ Werken lesen werden.
(JK 03/15)
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