Eine Pandemie ist über
die Erde hinweggefegt und hat die Menschheit ausgelöscht. Nur einige wenige
haben überlebt. Verlassene Städte, überschwemmtes Land, mutierte Tiere –
kunstvoll verbindet Margaret Atwood in ihrem Roman Die Geschichte von Zeb,
der im Berlin Verlag erschienen ist, Abenteuer, Thriller und Liebesgeschichte
und zeigt sich erneut als eine Autorin von verblüffender Jugendlichkeit und
Kühnheit. Kein Untergang, dem diese Autorin nicht mit Humor und erzählerischer
Verve beikommen würde.
Die wasserlose Flut, eine
Pandemie ungeheuren Ausmaßes, ist über die Erde hinweggegangen und hat die
Menschheit ausgelöscht. Bis auf einige wenige Überlebende, die im Lehmhaus
eines verwahrlosten Parks zusammenfinden und den Gefahren einer entvölkerten,
anarchischen Welt trotzen. Unter ihnen Toby, die ehemalige Gottesgärtnerin, und
Zeb, ein großherziger Draufgänger, der zum Anführer der kleinen Truppe wird.
Während der Flut hat Toby, in einem Spa verschanzt, auf ihn gewartet;
beharrlich an seine Rückkehr geglaubt; nun treffen sie, am Ende der Welt,
wieder zusammen.
Die Geschichte von Zeb ist der dritte Band in Margaret Atwoods
Science Fiction Trilogie, die mit dem Band Oryx und Crake startete und mit
Das Jahr der Flut weiterging. Die Welt
ist außer Kontrolle geraten, sie hat sich selbst bezwungen und auf null
zurückgesetzt. Margaret Atwood hat
ein gewaltiges Endzeitszenario entworfen.
Das Buch ist mit bewundernswerter Energie und Bravour geschrieben, aber
zur gleichen Zeit beschleicht einen das Gefühl, dass das, was als umfassend
entworfene Schreckensvision gedacht war, in der Tat eher einen überladenen und
ungeordneten Genuss bereitet. Man stellt sich irgendwann die Frage, was eine so
begnadete Schriftstellerin wie Margaret Atwood verleitet hat, eine Science
Fiction Trilogie zu schreiben über eine
Welt biotechnologisch erzeugter Menschen mit blauen Genitalien. Der Roman ist
ohne Frage spielerisch, manchmal lustig und leicht satirisch, und doch hat man
das Gefühl, dass diese Welt von der Autorin aber auch in der eigentlichen Handlung
noch nicht zu Ende gedacht ist. Der Erfolg eines dystopischen Romans, also
eines Romans mit einer Schreckensvision, ist stark damit verknüpft, dass seine
Wurzeln in einer Realität stecken, die entweder dem Leser vertraut ist oder vor
der er sich fürchtet. An dem Punkt hat die Geschichte einen schrulligen
Beigeschmack und wirkt daher weniger mitreissend. Abgesehen davon ist Margaret
Atwoods Schreibstil ein Genuss.
Margaret Atwood, geboren
1939 in Ottawa, gehört zu den bedeutendsten Erzählerinnen unserer Zeit. Ihr Report
der Magd wurde zum Kultbuch einer ganzen Generation. Bis heute stellt sie
immer wieder ihr waches politisches Gespür unter Beweis, ihre Hellhörigkeit für
gefährliche Entwicklungen und Strömungen. Sie wurde vielfach ausgezeichnet,
unter anderem mit dem renommierten Man Booker Prize und dem Nelly-Sachs-Preis.
Margaret Atwood lebt in Toronto.
Die Geschichte von Zeb von Margaret Atwood ist im Berlin Verlag
erschienen.
(JK 08/14)
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